Gerüchte um AOL-Annäherung an Yahoo
AOL-Chef Tim Armstrong arbeitet Medienberichten zufolge nach dem Abgang von Yahoo-Chefin Carol Bartz erneut darauf hin, beide Unternehmen zusammenzubringen.
Tim Armstrong, seit 2009 CEO des einst mächtigen Onlinedienstes AOL, spricht mit Beratern des Such- und Contentportal-Urgesteins Yahoo über einen Zusammenschluss der beiden Unternehmen. Das berichtete die Finanz-Nachrichtenagentur Bloomberg am gestrigen Freitag. Armstrong setzt sich demzufolge für eine Übernahme von AOL durch den deutlich größeren Akteur Yahoo ein. An der Spitze des Gesamtkonzerns möchte er dann allerdings selbst stehen.
Beobachter gehen davon aus, dass Armstrong nur auf den Abgang von Yahoo-Chefin Carol Bartz gewartet hat, um einen erneuten Vorstoß zu unternehmen. Wie Bloomberg unter Berufung auf "eingeweihte Personen" berichtete, soll der AOL-Stratege bereits 2010 an Yahoo herangetreten sein. Allerdings habe Bartz ihn seinerzeit abgewiesen. Der New York Times zufolge lassen beide Unternehmen sich von derselben Investmentbank, nämlich Allen & Co, beraten. Ob die Finanzberater einen Zusammengang empfehlen oder sich möglicherweise sogar vermittelnd einsetzen werden, ist bislang unklar.
Branchen-Insider schätzen die Erfolgsaussichten von Armstrong gering ein. Dem Yahoo-Management, dessen Unternehmen selbst als mögliches Verkaufsobjekt gilt, sagt man wenig Ambitionen auf die Übernahme des kränkelnden Konkurrenten nach. Zudem ist Yahoo-Gründer Jerry Yang noch immer eine wichtige Figur im entscheidenden Verwaltungsrat und zudem Großaktionär. Niemand rechnet damit, dass Yang sich von Armstrong einfach ausbooten lässt.
Beide Unternehmen haben ihre Web-Auftritte zunehmend in Richtung Content-Farmen ausgebaut, wenden sich an ähnliche Zielgruppen und sehen sich mit einem schrumpfenden Geschäft sowie dem übermächtigen Gegner Google konfrontiert. Der im kalifornischen Sunnyvale beheimatete Web-Pionier Yahoo schafft es dabei jedoch noch immer, Geld zu verdienen. Dagegen schreibt die in New York ansässige AOL seit der 2009 erfolgten Loslösung vom früheren Mutterkonzern Time Warner wiederholt Verluste.
Yahoo ist aktuell 18,3 Milliarden Dollar wert, AOL kommt gerade noch auf 1,6 Milliarden Dollar und hat am gestrigen Börsentag weitere 5 Prozent verloren. (psz)