Günstiges Messgerät warnt vor Stromausfällen

Das in Indien entwickelte Messgerät nPlug lernt, wann das Stromnetz schwächelt – und lässt stromhungrige Geräte außerhalb von Spitzenzeiten laufen.

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Indiens Stromnetz ist notorisch wackelig, stundenlänge Ausfälle ohne Vorwarnung gehören zum Alltag. Tanuja Ganu ist damit aufgewachsen: In ihrer kleinen Heimatstadt musste sie öfter bei Kerzenschein für Prüfungen lernen oder die Hitze ohne Ventilator aushalten. Deshalb hat die Wissenschaftlerin vom Forschungsinstitut IBM Research in Bangalore das Messgerät "nPlug" entwickelt, das die Zahl der Ausfälle senken soll, berichtet Technology Review.

Die Box wird jeweils zwischen Steckdose und Haushaltsgerät gestöpselt und misst Spannung und Frequenz des ankommenden Stroms. Aus diesen Daten ermitteln seine Mustererkennungs-Algorithmen nach wenigen Wochen, wann die Nachfrage das Netz maximal belastet. So fällt morgens und abends bei Spitzenlasten die Spannung ab. Anhand des dann eintretenden starken Frequenzabfalls erkennt ihre nPlug-Box sogar, wenn sich das Netz tatsächlich zu verabschieden droht. Ganus Gerät reagiert darauf, indem es angeschlossene Geräte wie die Spülmaschine oder den Wasserboiler zu möglichst unkritischen Zeiten laufen lässt. Dadurch verringern sich die Lastspitzen im Netz, sodass die Stromversorgung seltener zusammenbrechen soll.

Als Ganu 2011 bei IBM Research anfing, erkannte sie schnell, dass Indien die Grundvoraussetzung für ein Smart Grid wie in anderen Ländern fehlt: eine Zwei-Wege-Kommunikation zwischen Verbrauchern und dem Netz, um Stromerzeugung und -verbrauch zu optimieren. "Lösungen, die Berechnungen und Kommunikation erfordern, werden für viele Entwicklungsländer nicht praktikabel sein", sagt die Wissenschaftlerin. Deshalb entwickelte sie ihr autonomes Gerät, das auch ohne Rückkanal das Netz entlastet.

Mit einer größeren Verbreitung solcher Geräte, erklärt Ganu, könnte Indien sein Energiedefizit-Problem angehen, ohne dafür viel Geld in modernere Infrastruktur investieren zu müssen. "Mit den verfügbaren Daten können wir auch im bestehenden Stromnetz einiges erreichen", sagt sie. (Martin LaMonica) / (bsc)