Halbleiterbranche trotz Abschwächung optimistisch

Als Risikofaktoren nannte der Chef des Branchenverbands Semicon die Entwicklung beim Euro, Verschuldung und Rezession. Allerdings mache die anhaltende Nachfrage nach neuen Produkten Mut.

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Von
  • Florian Schmidt

Die Halbleiterbranche sieht trotz abgeschwächter Entwicklung keine Krisenstimmung für 2012. "Natürlich weiß keiner so richtig, wie es wird. Es gibt verschiedene Prognosen. Die Industrie befindet sich aber in einer sehr guten Verfassung", sagte der Präsident des Branchenverbandes SEMI Europe, Heinz Kundert, am Freitag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Als Risikofaktoren nannte er die Entwicklung beim Euro, Verschuldung und Rezession. Allerdings mache die anhaltende Nachfrage nach neuen Produkten Mut.

Als Beispiel nannte er den Ansturm auf Smartphones. "Da ist noch ein Riesenpotenzial vorhanden, vor allem wenn die Smartphones billiger werden." Gleiches gelte für Tablet-PCs. "Da sind wir erst am Anfang der Entwicklung. Da wird noch viele Neues kommen", sagte Kundert und verwies auf Spracherkennung, Schnelligkeit und größere Kapazitäten. Innovativ sei aber auch die elektronische Infrastruktur mit Trends wie der "Cloud".

"Es gibt heute praktisch keine Produkte mehr, die neu designt werden und ohne hoch entwickelte Elektronik auskommen", betonte der Verbandschef und nannte als Beispiel den Automobilbau und die Elektromobilität. Nicht zuletzt profitiere der Umweltschutz davon. Immer mehr Anstrengungen würden sich darauf richten, den Energieverbrauch zu senken. "Das alles geht nicht ohne Halbleitertechnik. Deshalb bewegen wir uns trotz aller Schwankungen in eine sehr positive Zukunft."

Von der EU erhofft sich Kundert mehr Akzente, die auf eine Förderung der Branche als strategische Schlüsseltechnologie hinauslaufen. "Genau wie die EU sich jetzt um den Euro sammelt, muss sie sich auch um die Halbleiterbranche sammeln", erklärte Kundert. Andernfalls werde man in Konkurrenz mit den Chinesen und Amerikanern das Nachsehen haben. Dort würden Investitionen extrem stark gefördert. "Es braucht eine kollektive Vision, diese Dinge umzusetzen, sonst können wir nicht mithalten mit dem Rest der Welt."

Kundert erinnerte daran, dass der Bau einer großen Chipfabrik heute zwischen 4 und 6 Milliarden Dollar kostet. Bei den künftigen 450-Millimeter-Wafern gehe es sogar um Kosten von bis zu 10 Milliarden Euro. "Das kann ein Land allein nicht mehr stemmen. Da muss man europäisch denken und überlegen: Wie viele Fabs (Fertigungsstätten) braucht Europa oder überlässt man alles China und den USA?" Solche Dinge müssen auf europäischer Ebene diskutiert werden. Er habe nun das Gefühl, dass sich hier "etwas in die richtige Richtung bewegt".

Kundert selbst hält die Halbleiterbranche für "systemrelevant". Mit den Zyklen zwischen Auf- und Abschwung könne sie inzwischen gut umgehen. Die Rezepte gegen die Schwankungen seien relativ einfach: "Wenn es aufwärtsgeht, muss man liefern können. Wenn es abwärtsgeht, geht man selbst in den Winterschlaf." Zugleich diene diese Phase dazu, sich mit neuen Produkten wieder auf den Aufschwung vorzubereiten. "Man muss auch Zeiten überstehen, in denen es keine Gewinne gibt." Für solche Zeiten sei die Kriegskasse da. (jk)