Hintergrund: Das Ende der 60-Watt-Glühbirne

Am 1. September trifft der Bannstrahl der Europäischen Union die 60-Watt-Lampen. Die EU-Vorschrift soll Energie sparen, bringt aber auch Probleme mit sich.

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Der Glühlampen-Ausstieg der Europäischen Union erreicht am Donnerstag die dritte Stufe. Es gilt dann ein Herstellungs- und Vertriebsverbot für die althergebrachte 60-Watt- Glühlampe - wie seit einem Jahr schon für die 75-Watt-Glühlampe und zuvor für die Variante mit 100 Watt. Ziel der Aktion ist Stromsparen und mehr Klimaschutz.

Seit April 2009 schreibt die EU in der Verordnung (EG) 244/2009 vor, wie effizient Leuchtmittel sein müssen. Dies soll helfen, den erheblichen Stromverbrauch durch Haushaltslampen zu senken.

(Bild: Umweltbundesamt)

Für welche Glühlampen gelten die Regelungen?

Nach den 100- und 75-Watt-Varianten soll nun auch die 60-Watt-Glühbirne aus den Marktregalen verschwinden.

Seit September 2009 gilt das Verbot für herkömmliche Mattglas-Glühlampen und Glühlampen mit einer Leistung von 100 Watt. Ein Jahr später folgten Lampen mit mehr als 60 Watt, nun solche mit mehr als 40 Watt. Und im September 2012 sind dann Standard-Glühlampen mit einer Leistung von mehr als 10 Watt dran. Von 2016 an ist auch ein Großteil der Halogenlampen betroffen, die nicht so sparsam wie Leuchtstofflampen sind.

Was sollen die EU-Regeln von 2009 bewirken?

Herkömmliche Glühlampen gelten als Stromfresser. Sie wandeln nur etwa fünf Prozent der aufgenommenen Energie in Licht um, der Rest wird als Wärme abgegeben. Die Bürger sollen deshalb zur Beleuchtung ihrer Wohnungen auf Leuchtstoff- oder LED-Lampen umsteigen. Mit der Verordnung (EG) 244/2009 werden keine Lampenarten verboten, sondern Anforderungen an Effizienz und Tauglichkeit aufgestellt. Da herkömmliche Lampen diesen Anforderungen nicht entsprechen, müssen sie aber schrittweise vom Markt verschwinden.

Wie viel weniger Energie brauchen Energiesparlampen?

Auch Energiesparlampen für normale Lampenfassungen müssen in gesonderte Sammelbehälter.

(Bild: Osram)

Sie wandeln nach Angaben des Umweltbundesamtes etwa 25 Prozent der Energie in Licht um und haben damit eine viel größere Ausbeute als herkömmliche Glühlampen. Das Einsparvolumen wird auf rund drei Viertel geschätzt. Laut Stiftung Warentest spart eine dreiköpfige Familie durch den Umstieg auf Energiesparlampen rund 150 Euro Stromkosten pro Jahr, ein Single 60 Euro. Beim Austausch aller Lampen in privatem Gebrauch würde sich der jährliche Ausstoß von Kohlendioxid in Deutschland um rund vier Millionen Tonnen verringern. Kritiker bemängeln jedoch, es gebe keinen echten Klimaschutzeffekt. Außerdem würde sich der Umstieg für viele Haushalte nicht rechnen.

Muss ich jetzt alle Standard-Glühlampen jetzt wegwerfen?

Nein. Alle Lampen können weiter verwendet werden und Restbestände noch verkauft werden. Die EU-Verordnung regelt nur, was künftig in den Handel gebracht werden darf. "In Deutschland wird tatsächlich etwas gehamstert, aber in anderen europäischen Ländern ist das Gegenteil der Fall", sagt eine Sprecherin des Leuchtmittelherstellers Osram . Allerdings sei seit einigen Jahren auch hierzulande eindeutig ein Trend zu energiesparenden Leuchten festzustellen. "Die Nachfrage nach LED wird weiter steigen und dann sinken auch die Preise", ist die Sprecherin sicher. LED ist die sozusagen die nächste Generation, aber derzeit noch deutlich teurer als die normalen Energiesparlampen.

Gibt es Umweltprobleme mit den neuen Leuchten?

Ja, denn sie enthalten giftiges Quecksilber und dürfen deshalb nicht in den Hausmüll. Für Kinderzimmer und andere Toberäume empfehlen sich Lampenschirme sowie Kunststoff-ummantelte Energiesparlampen, in denen das Quecksilber nicht als Flüssigkeit, sondern als Amalgam dosiert ist. Bundesweit gibt es 2200 Sammelstellen für Energiesparleuchten, davon 725 im Handel, die übrigen bei den Kommunen. Umweltschützer und der Hersteller Osram bemängeln, dass der Handel bislang kein flächendeckendes Rücknahmesystem anbietet. Auch eine gesetzliche Verpflichtung zur Rücknahme wird gefordert, etwa von der Stiftung Warentest. Eine ausführliche FAQ zum Thema Licht hält das Umweltbundesamt auf seiner Webseite bereit.

Energiesparlampen, Leuchtstoffröhren und gesockelte LED-Lampen mit gehören nicht in den Hausmüll, sondern in gesonderte Sammelbehälter.

Wie erkennt man, welche Energiesparlampe die richtige ist?

Die Hersteller geben auf den Packungen den Stromverbrauch, die Lebensdauer, die Zeit, bis die Lampe leuchtet, die Umrechnung zur alten Wattzahl und die Wärme des Lichts an. Die Lebensdauer von Energiesparlampen variiert je nach Qualität und Preis nach Expertenschätzungen zwischen 1500 und 15 000 Stunden. Häufiges Ein- und Ausschalten kann sie verkürzen. Eine klassische Glühbirne hält meist nur 1000 Stunden.

Wie funktionieren Glühbirnen und wie die neuen Lampen?

In klassischen Glühlampen wird ein Glühfaden aus Wolfram mit Strom so stark erhitzt, dass er Licht abgibt. Ein Gasgemisch im Glaskolben verhindert das Schmelzen des Fadens. Bei Halogenlampen ist dem Schutzgas das Halogen Brom oder Iod zugegeben: Das Halogen verbindet sich im Betrieb mit verdampftem Wolfram, wodurch sich dieser nicht so leicht auf der Kolbeninnenseite absetzt und der Kolben deshalb nicht so schwarz wird wie bei herkömmlichen Glühlampen. Energiesparende Leuchtstofflampen sind mit einem elektrisch leitenden Gas gefüllt, ihre Innenseite ist mit einem Leuchtstoff beschichtet – wie eine winzige Neonröhre. Es gibt Varianten mit eingebautem und solche mit separatem Vorschaltgerät. Die Zukunft dürfte den Leuchtdioden (LED) aus halbleitendem oder organischem Material gehören, die Licht aussenden, wenn Strom durch sie fließt. (uk)