Howard Rheingold würdigt Douglas Engelbart
Der kürzlich verstorbene IT-Pionier ist als "Erfinder der Computermaus" bekannt. Doch das greift zu kurz, meint Social-Media-Vorreiter Rheingold in einem Beitrag für Technology Review.
Der Anfang Juli verstorbene IT-Pionier Douglas Engelbart wird allgemein als "Erfinder der Computermaus" tituliert. Doch das greift zu kurz, meint Social-Media-Vorreiter Howard Rheingold in einem aktuellen Beitrag für Technology Review. "Lange vor seinem Tod war Douglas Engelbart klar, dass die Nachrufe ihn zuallererst als [das] würdigen würden. Ich kann ihn förmlich sehen, wie ihm bei diesem Gedanken ein wehmütiges, ironisches Lächeln im Gesicht stand."
Die Maus sei nur ein kleiner Teil dessen gewesen, was Engelbart erfunden habe. Wenn Menschen heute Texte auf Bildschirmen bearbeiteten, in Audio-Video-Formaten kommunzierten und über Hyperlinks durch das gesammelte Wissen navigierten, seien das alles Ideen, die Engelbarts Augmentation Research Center am Stanford Research Institute in den 60er Jahren entwickelt habe. "Für die meisten Ideen bekam er keine Unterstützung, auch Jahrzehnte später nicht, als seine Leistung allmählich mehr anerkannt wurde. Als Stanford Engelbart 2008 mit einem zweitägigen Symposium ehrte, lautete dessen Titel treffend "die unvollendete Revolution“. Für Engelbart waren Computer Schnittstellen und Netzwerke Mittel zu einem wichtigeren Zweck."
Rheingold gehört selbst zu den Pionieren. Der Autor gilt als Erfinder des Begriffes von der virtuellen Gemeinschaft. Er beschäftigt sich seit den 80er Jahren mit den Auswirkungen von IT-Innovationen auf die Menschen. 1985 schrieb er ein Buch über die Forschung von Douglas Engelbart. Er ist heute Sozialwissenschaftler, Publizist und Gastdozent an der Stanford University.
Engelbart sei stets bescheiden geblieben, so Rheingold in seiner Würdigung. "So wie Tim Berners-Lee hat Engelbart nie versucht, seinen Beitrag zu Wissenstechnologien zu seinem Eigentum zu machen. Frustriert hat ihn aber, dass am Ende so viele Menschen die digitalen Medien angenommen hatten, die er mit kreiert hatte, während die wichtigen Aufgaben, für die er diese Medien ersonnen hatte, nicht angepackt wurden."
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(bsc)