IDF: Intel sieht Koexistenz zwischen Tablets und Ultrabooks

Intels General Manager Mooly Eden glaubt nicht an das Ende des PC und die Ablösung durch Tablet-Computer.

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Von
  • Erich Bonnert

Intels General Manager Mooly Eden glaubt nicht an das Ende des PC und die Ablösung durch Tablet-Computer – im Gegenteil: Die Zunahme der PC-Käufer von gut 20 Prozent in Schwellenländern wie China und Brasilien mache die Marktsättigung in USA und Europa mehr als wett, behauptete Intels Marketing-Guru für Mobil-PCs in seinem Vortrag am zweiten Tag des IDF. Trotzdem erlebe Intel gerade eine "traumatische Transformation", da das Hardware-Design der Chip-Ingenieure auf den Kopf gestellt werde.

Hauseigene Marktforscher haben Nutzererlebnis und – Zufriedenheit als Startpunkt für den Design-Prozess definiert. Inbesondere die kreativen Nutzungsarten – also die Erstellung, Modifikation und Weitergabe von Inhalten – ständen stärker im Mittelpunkt. Entwickler müssten nun entsprechende Nutzungsmodelle auf den künftigen Komponenten abbilden,sagte Eden.

Ein Intel-Marktforscher gab sich große Mühe, diesen Ansatz durch die Einbeziehung von rationalen und emotionalen Bedürfnissen der Kunden sowie der jeweiligen Einflüsse auf deren linke und rechte Gehirnhälften zu erklären. Simpler und eingängiger hat dies Apple-Gründer Steve Jobs wohl aber schon vor fast 30 Jahren erklärt: "This is science, religion and art – all rolled into one."

Mit superleichten und kompakten Ultrabooks sieht Eden diesen Anspruch erreicht, Käufer würden die kommenden Produkte mögen, versprach er den Besuchern des Entwicklerforums. Mit der nächsten Prozessorgeneration Ivy Bridge werde ab 2012 das Erlebnis sogar noch besser. Dann werde es Rechner mit Display-Größen von 13,3 Zoll geben, von denen er einige Prototypen mitgebracht hatte.

Eden demonstrierte die verbesserte Ivy Bridge-Grafik anhand von Foto-Bearbeitungen mit einer High Dynamic Range-Funktionen. Der Prozessor absolvierte den HAWX2-Benchmarkt mit Unterstützung von DirectX11. Die Turbo-Funktion wird in Ivy Bridge stärker genutzt als beim derzeitigen Modell Sandy Bridge. Dazu kommt, dass Interrupts, die schlafende CPU-Kerne aktivieren, nun mit Power Aware Interrupt Routing (PAIR) auch auf andere als den Core 0 geleitet werden können, wenn dieser gerade im Tiefschlaf liegt. Stattdessen wird die Arbeit einem bereits aktiven Kern aufgebürdet, der dafür Energieressourcen erhält. Das Verhältnis von Zyklen im Turbomodus zum Standardmodus erhöht sich dadurch – trotz des drastisch auf 1,48 Milliarden erhöhten Transistorbudgets sind aber Energieersparnisse gelungen, die TDP-Designs von 17 Watt ermöglichen.

Ultrabooks sind mit Rapid Start innerhalb von fünf Sekunden aus dem Hibernate-Zustand arbeitsbereit. Eine Technik namens Smart Connect erlaubt dem Rechner kurze, periodische Netzverbindungen zum Empfang von Updates und Nachrichten im Schlafmodus. Mit neuen Sicherheitsfunktionen sollen Ultrabooks außerdem Hacker und Schadsoftware effektiver abwehren. So erklärte McAfee-Manager Todd Gebhard, dass die Intel Anti Theft Technology einen verlorenen oder gestohlenen Laptop völlig unbrauchbar machen kann: Bei der nächsten Netzverbindung erhält der Rechner den Befehl, die gesamte Festplatte zu blockieren und auf Anweisung zusätzlich auch den Entschlüsselungs-Key zu zerstören.

Mit der Identity Protection Technology 2.0 wird die starke Authentifizierung von sicheren Online-Anwendungen unterstützt. Zusätzlich zu Login-Informationen wie Benutzername und Passwort muss der Anwender hier ein weiteres Identitätsmerkmal liefern wie etwa einen USB-Key-Speicher oder die Eingabe einer PIN, die dynamisch von einem Spezialchip oder der Managebility Engine auf dem Mainboard generiert wird und nicht von Spähern oder Programmen mitgelesen werden kann. Embedded-Chip und Engine stehen nicht mit Anwendungen, Betriebssystem oder Framebuffer in Verbindung, sodass Eindringlinge selbst mit ausspionierten Login-Daten noch gestoppt werden, erklärte Gebhard. Die extrem schnelle I/O-Kanaltechnik Thunderbolt, die auf einigen Apple-Rechnern schon verkauft wird, soll künftig auch in der Windows-Umgebung zur Verfügung stehen.

Eden zeigte einen Ultrabook-Rechner, der simultan vier Videoströme von einer externen Flash-Disk per Thunderbolt- Kabelverbindung empfing, mit einer Übertragungsrate von ingesamt über 700 MB pro Sekunde. Acer und Asus wollen solche Rechner als erste anbieten, allerdings nicht vor der ersten Jahreshälfte 2012. Ein Vertreter von Microsoft führte danach noch Windows 8 auf einem Sandy-Bridge-Ultrabook sowie einem Tablet-Prototypen mit Atom-Prozessor vor. Die Metro-Bedienanzeige des Prototyp-Systems kann per Touch-Eingabe oder auch mit Maus und Tasten bedient werden. Zwischen Ultrabooks und Tablets werde es keinen Verdrängungskampf geben, meinte Eden später auf Nachfrage. Vielmehr prophezeite er mehrere Spielarten von Ultrabooks, deren Designs von traditionellen, aber superflachen Notebooks über "Hybridgeräte" mit dreh- und schwenkbaren Bildschirmen bis zu reinen Touch-Displays reichen sollen. (anw)