IT-Branche kritisiert Zuwanderungsdebatte als "kontraproduktiv"
Es komme angesichts des Fachkräftemangels im internationalen Wettbewerb um gute Arbeitskräfte auch darauf an, dass Bewerber sich willkommen fühlten, sagte der Präsident des Branchenverbands Bitkom, Dieter Kempf.
Der IT-Branchenverband Bitkom hat die Debatte über angebliche Armutszuwanderer aus Rumänien und Bulgarien als "absolut kontraproduktiv" kritisiert. "Sie schreckt Interessenten ab und schadet der deutschen Wirtschaft", sagte Bitkom-Präsident Dieter Kempf. Aktuell fehlen in Deutschland nach Verbandsangaben 39.000 IT-Spezialisten. Es komme im internationalen Wettbewerb um gute Arbeitskräfte auch darauf an, dass Bewerber sich willkommen fühlten, sagte Kempf. "Eine öffentliche Debatte, die sich darum dreht, wie Zuwanderung verhindert werden kann, ist absolut kontraproduktiv."
Die CSU hatte die Debatte mit Blick auf Zuwanderer aus Rumänien und Bulgarien losgetreten, die seit Jahresbeginn unbeschränkt Arbeit in Deutschland suchen können. Die Partei beschreibt mit dem Begriff Armutszuwanderer gering qualifizierte Migranten, die nach Einschätzung der CSU in Deutschland vor allem Sozialleistungen in Anspruch nehmen wollen, aber kaum Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben.
Arbeitsmarktexperten sind allerdings der Ansicht, dass sich durch die erweiterten Freizügigkeitsregeln in der EU neue Chancen ergeben, während die Parolen von der "Einwanderung in die Sozialsysteme" kaum realen Hintergrund hätten. So meinte etwa der Direktor des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA), Klaus F. Zimmermann, gegenüber dem Handelsblatt: "Entgegen manchen Stammtischparolen zählen Rumänen und Bulgaren schon jetzt zu den besonders gut integrierten Ausländergruppen bei uns. Ein Viertel von ihnen ist sogar hoch qualifiziert." Daher sehe er infolge der bevorstehenden Arbeitsmarktöffnung gute Chancen für eine neue Beschäftigungsdynamik. (anw)