Industrie 4.0: Deutscher Mittelstand hinkt noch hinterher

In Sachen industrielle Vernetzung sieht sich Deutschland gerne als Vorreiter. Doch tatsächlich steckt die praktische Umsetzung zumindest bei kleinen und mittleren Unternehmen noch in den Kinderschuhen, wie eine aktuelle Umfrage zeigt.

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Industrie 4.0

(Bild: dpa, Friso gentsch/Archiv)

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Während Industrie 4.0 in den Produktionsprozessen von Großkonzernen wie BMW oder VW bereits Einzug gehalten hat und damit das öffentliche Bild prägen, ist der Mittelstand weit davon entfernt, so das Ergebnis einer Studie des Marktforschungsinstituts Pierre Audoin Consultants (PAC) im Auftrag der Freudenberg IT. Das Hauptproblem: Dem mittelständischen produzierenden Gewerbe fehle es an etablierten Standards, nach denen sie ihre Digitalisierungsprozesse ausrichten können. Sicherheit, einheitliche Dateiformate oder -übertragungswege seien bisher meist nur "Tagesordnungspunkte auf Agenden", so die Studie. Daher scheuen die eher traditionsbewussten Fertigungsbetriebe die hohen Investitionskosten.

Der Mittelstand fühlt sich beim Thema Industrie 4.0 alleine gelassen. Politische Unterstützung bei der Bewältigung der Probleme wäre willkommen.

(Bild: PAC/Freudenberg IT)

Verändert hat sich allerdings der Bekanntheitsgrad des Themas: Fühlten sich noch viele Unternehmen in den vergangenen Jahren nicht hinreichend informiert, sehen sich mittlerweile die meisten mit dem erfoderlichen Wissen ausgestattet. Nur 19 % der Befragten (2014: 27 %) sehen hier noch Defizite. Dazu hat laut Einschätzung des Marktforschungsinstituts die generelle Auseinandersetzung mit dem Thema geführt.

Etwas mehr als ein Drittel der Befragten hat den Eindruck, dass seitens der Politik wenig unternommen wird, um die Hindernisse für kleine und mittlere Unternehmen auszuräumen. Während die USA im vergangenen Jahr etwa ein "Industrial Internet Consortium" ins Leben gerufen haben, das mit Unterstützung der Branchenriesen weltweite Standards erarbeiten soll, hat der hierzulande 2013 gegründete Arbeitskreis "Plattform Industrie 4.0" außer einigen Handlunfsempfehlungen wenig Konkretes hervorgebracht. Nach Auffassung der Studieninitiatoren ist nun der Zeitpunkt gekommen, die wesentliche Überzeugungsarbeit an der Basis der deutschen Wirtschaft zu leisten. Und zwar in "den Fertigungsbetrieben, die ohne eine klare Vision nicht in der Lage sein werden, die Digitalisierung effizient umzusetzen", sagt Horst Reichardt von der Freudenberg IT. Deutschland exportiere bereits seit Jahren IT 4.0 vor allem nach China, nun sei es Zeit, auch hierzulande zu handeln.

Für die repräsentative Untersuchung befragte das Marktforschungsinstitut PAC rund 130 IT-Entscheider und Produktionsleiter mittelständischer Fertigungsunternehmen in Deutschland aus den Branchen Maschinen- und Anlagenbau (30 Prozent), Automotive (28 Prozent) sowie sonstige Fertigung (42 Prozent) mit einer Mitarbeiterzahl von 250 bis 499 (40 Prozent) sowie 500 bis 4499 (60 Prozent). (ur)