Informatiktage 2012: Fokussierung auf Technik überwunden

Zum 12. Mal veranstaltete die Gesellschaft für Informatik ihre Nachwuchstagung Informatiktage, die in diesem Jahr das "Internet der Dinge" als Leitthema hatte.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 5 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Achim Born

Das "Internet der Dinge" respektive Cyber-Physical-Systems waren das Leitthema der diesjährigen Informatiktage, auf denen die GI Studierenden eine Bühne bietet, ihre fachlichen Ideen und Projekte mit Vertretern aus Wirtschaft und Wissenschaft zu diskutieren.

Franz Josef Rammig vom Heinz Nixdorf Institut an der Uni Paderborn versuchte, diese etwas sperrig klingenden Begriffe in seinem Hauptvortrag ein wenig einzugrenzen. Gemeint damit sei letztlich das Zusammenwachsen softwaregeprägter eingebetteter Systeme mit global verfügbaren Kommunikationsnetzen und IT-Ressourcen in Form selbststeuernder Strukturen in der Logistik, in der Verkehrssteuerung et cetera.

So mancher Experte sieht in dieser Entwicklung bereits den Vorboten der vierten industriellen Revolution, auf die sich die Wirtschaft weltweit zubewegt. GI-Präsident Oliver Günther etwa, seit diesem Jahr auch Präsident der Universität Potsdam, erkennt gerade in diesem disziplinübergreifenden Aufgabengebiet eine große Chance für die hiesige Informatik, sich weltweit an führender Position zu platzieren.

Gleichzeitig warb er zum Auftakt der Veranstaltung dafür, über die Fokussierung auf klausurrelevante Studieninhalte nicht die Projekt- und Teamarbeit zu vernachlässigen. Für den GI-Präsidenten machen die fachlichen Kenntnisse und Kompetenzen, insbesondere wenn sie durch das Ausrichten auf Klausuren geprägt sind, nur eine Seite der Anforderungen an einen Informatiker aus. Mindestens ebenso wichtig seien die im Rahmen von Projekten erlernten "weichen" Zusatzqualifikationen wie Teamarbeit, um im Beruf überhaupt erfolgreich arbeiten zu können.

Auf eine erfolgreiche Teamarbeit konnten fraglos Marvin Gladitsch, Marc Andre Marburger und Johannes Spreemann blicken. Die Informatikstudenten an der Universität Siegen nutzten die Gelegenheit, im Rahmen des obligatorisch vorgeschriebenen Programmierpraktikums am informatiCup der GI teilzunehmen. Als einziges Team hatten sie sich die zweite Wettbewerbsaufgabe "Finsternisse" zum Thema gemacht. Realisiert wurde auf Grundlage von C# und dem XNA Game Studio ein umfassendes Sonnen- und Mondfinsternis-Lernspiel für PCs, das sich sogar mit nur geringem Aufwand auf eine XBox portieren ließe.

Malina, so der Name des Systems, gelang ihnen dabei so überzeugend, dass sie von der Jury zum Gewinner des informatiCup erkoren wurden und das von SAP gestiftete Preisgeld von 4000 Euro einstreichen durften.

Auf Rang 2 und 3 folgten die Teams der FU Berlin und der Uni Koblenz, die sich in ihren Projekten mit der ersten Wettbewerbsaufgabe – der Einkaufsoptimierung mit Blick auf die Gesamtkosten aus Artikel-Preisen und Fahrtkosten – befassten. Und das Team pacmac von der Uni Braunschweig komplettierte mit der Umsetzung eines interaktiven Kreuzworträtsel auf einem Stadtplan (Crosswords) als Vierter unter 16 Teilnehmergruuppen die Preisträger des informatiCup-Wettbewerbs.

Einen zentralen Part der GI-Nachwuchsveranstaltung bildeten natürlich die Arbeiten der Studierenden beziehungsweise der Absolventen selbst. Die knapp 60 Präsentationen der eingeladenen Studierenden gaben einen informativen Ein- und Überblick, welche Aufgaben aktuell im Rahmen des Studiums anstehen. Als "best paper" ausgezeichnet wurden ein Beitrag aus der Hochschule RheinMain, der sich mit der effizienten Implementierung des Zero-Knowledge-Protokolls auf Basis Elliptische-Kurven-Kryptographie für integrierte Schaltkreise (Field Programmable Gate Array - FPGA) auseinandersetzte.

Wie in den vergangenen Jahren sorgte auch diesmal wieder der Poster-Flash für eine gewisse Kurzweiligkeit. Jedem Teilnehmer steht bei dieser Spielart der "one-minute-madness"-Präsentationsform einer Minute zur Verfügung, das Plenum für sein im Souterrain ausgestelltes Poster zu interessieren. Dabei erstaunte manches Beitragsthema (beispielsweise die Untersuchung des geschlechterspezifischen Problemlösungsverhaltens oder zur Informationsqualität in Unternehmenswikis) den interessierten Zuhörer.

All dies lässt sich als Beleg deuten, dass die Tage der engen Fokussierung auf den technischen Informatik-Kern überwunden sind. Das gilt im Übrigen auch für die von Wolfgang Back – Moderator des legendären WDR Computerclubs – moderierte Talkshow, die gleichfalls zu den festen Bestandteilen der GI-Veranstaltung zählt. Mit Thesen zu Industrie 4.0 und zum Internet der Dinge, dem eigentlichen Diskussionsthema, hielten sich die Podiumsteilnehmer erst gar nicht lange auf. Sie redeten unter reger Teilnahme der Studenten lieber über die Anforderungen an Informatiker, die sich aus der wachsenden interdisziplinären Charakter in der künftigen beruflichen Tätigkeit ableiten. (Ein Mitschnitt der Diskussion ist online verfügbar.)

(js)