Injizierbarer Nanokleber für den Operationssaal
Harvard-Forscher wollen Wunden nicht mehr mit Klammern oder Nähten verschließen.
Minimal invasive Operationen setzen sich mehr und mehr durch – beispielsweise bei der Entfernung eines Blinddarms. Doch das danach notwendige Verschließen der Wunde ist kein leichtes Unterfangen. Forscher an der Harvard Medical School und dem Brigham and Women's Hospital in Boston wollen nun mit Nanotechnik Abhilfe schaffen: Sie haben einen neuartigen Kleber entwickelt, der sich per Spritze injizieren lässt, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe ("Klebstoff aus Nanopartikeln schließt chirurgische Wunden").
"Wir hatten zuvor schon Gewebekleber und Patches zum Verkleben von Wunden entwickelt", sagt Jeff Karp, leitender Autor der Studie. "Die Herausforderung dabei war aber: Wie kann man das Material an die richtige Stelle befördern?"
Um den Klebstoff durch eine haardünne Nadel injizieren zu können, ohne dass diese verstopft, entwickelte das Wissenschaftlerteam zunächst eine spezielle Form von Nanopartikeln, die erst aushärten und eine Versiegelung bilden, wenn eine zweite Chemikalie injiziert wird. Der Klebstoff lässt sich schneller und mit kompakteren Instrumenten zur Wunde bringen, als dies mit Nähten, Klammern oder herkömmlichem Kleber möglich wäre. Er ist zudem elastischer und eignet sich dadurch besser für vernarbungsfreie Gewebeanwendungen. "Der Kleber ähnelt einem Gummiband, das sich immer wieder zusammenziehen lässt. Allerdings ist er biologisch abbaubar", sagt Karp.
Karp und sein Team haben ihr Verfahren bislang an einem Kuhauge und dem Ohr einer lebenden Maus getestet. Als nächstes sollen Tierversuche mit Kaninchen und Ratten folgen. Sollten diese erfolgreich verlaufen, könnte es mit klinischen Tests am Menschen weitergehen. Erforscht werden auch verschiedene Auslösemechanismen für das Aushärten des Klebers – darunter auch Licht und Hitze.
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[Update:] Hinweis auf Verwendung herkömmlicher Kleber ergänzt. (bsc)