Internetzensur-Experte erwartet Kleinkrieg zwischen Google und China

Im spektakulären Zensurstreit mit Google wird die chinesische Regierung die Oberhand behalten – zumindest, was die Kontrolle der Nutzer anbetrifft. Davon geht der Harvard-Forscher und Internetzensur-Experte Ben Edelman aus. Im Interview mit Technology Review sagte er, man müsse die Maßnahmen des Internet-Riesen zunächst symbolisch bewerten. "Die Strategie dahinter ist ganz einfach die, dass man nun China die gesamte Verantwortung auferlegt."

Grundsätzlich würden die chinesischen Zensoren jedoch technisch obsiegen – auch nach dem Ausweichen Googles nach Hongkong. "China kann ja schließlich die Kommunikation zwischen den chinesischen Nutzern und den Servern überall auf der Welt blockieren. Egal ob die Maschinen nun in China, in Hongkong, in Kalifornien oder auf dem Mond stehen – das Filtern und Hineinsehen in Pakete geht immer." Zwar gebe es eine zunehmend wachsende Minderheit in China, die wisse, wie sie die Blockaden umgehen könnten. "Werkzeuge sind im Netz einige zu finden. Dabei gilt es zu bedenken, dass die Nutzer sich dann wie Regelbrecher vorkommen, die stets ein Risiko eingehen." Ergo: China baut sozialen Druck auf.

Zudem verbessere das Regime seine Zensurtechnik regelmäßig. "Es gibt Beweise dafür, dass die Filter inzwischen in die Datagramme hineinschauen, um den Inhalt einer Nachricht zu untersuchen. So wird nicht nur nach Quelle und Ziel gefiltert, sondern auch anhand dessen, was da verschickt wurde." Wer beispielsweise in China nach einem "verbotenen" Schlüsselbegriff suche, könne erleben, dass der Internet-Zugang plötzlich nicht mehr funktioniert – "manchmal nur in Richtung einer bestimmten Suchmaschine, manchmal auch für das gesamte Web". Solche Filter ließen sich nur mittels Deep Packet Inspection implementieren. So werde die Hongkonger Google-Suche von China aus nun verstärkt gefiltert, auch wenn sie grundsätzlich funktioniere.

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(bsc)