Japans angeschlagene Elektronikkonzerne setzen auf Olympia 2020
Japan führende Elektronikkonzerne sind durch Samsung, Apple und neue Konkurrenz aus China mächtig unter Druck geraten. Nun hoffen die Japaner auf eine Renaissance ihrer Elektronikindustrie zu den Olympischen Sommerspielen 2020 in Tokio.
Die Schlagzeilen über die japanische Elektronikindustrie aus dem vergangenen Jahr zeichnen ein düsteres Bild, auch wenn sich zuletzt die Stimmung dank der enormen Abwertung des Yen und eines großen Konjunkturpakets der Regierung Abe wieder aufgehellt hat. Auf Japans führender Elektronikmesse Ceatec müssen sich Sony, Sharp, Panasonic & Co. aber weiterhin Fragen gefallen lassen, ob sie mit der Konkurrenz aus Südkorea, China und Kalifornien in Zukunft mithalten können.
Insbesondere Samsung hat den einst übermächtigen japanischen Vorzeigeunternehmen mächtig zugesetzt. Die Südkoreaner dominieren inzwischen das Geschäft mit Fernsehgeräten, produzieren mit Abstand die meisten Smartphones und sind auch im Halbleiter-Geschäft ein weltweiter Gigant. Unterdessen kämpfte Sony jahrelang mit Verlusten. Und der hochverschuldete Sharp-Konzern hatte Mühe, dringend benötigte Investoren zu überzeugen.
Auf der Ceatec in Tokio wollen die Firmen aber nicht über ihre durchwachsenen Bilanzen sprechen, sondern für ihre technischen Innovationen werben. Sony, Panasonic und Sharp propagieren hier ähnlich wie vor wenigen Wochen auf der Berliner Funkausstellung IFA Fernsehgeräte und Computerdisplays, die immer mehr Pixel auf immer weniger Raum zusammendrücken. Doch im Gegensatz zur IFA eröffnet sich auf der Ceatec eine Perspektive, wie die Verbraucher tatsächlich von diesen ultrahohen Auflösungen der neuen Bildschirm-Generation profitieren können.
Die Anbieter der neuen 4K-Fernseher stehen nämlich vor der Herausforderung, den Zuschauern Filme oder andere Inhalte in Ultra-HD-Auflösung überhaupt bieten zu können. Sony verfügt immerhin über ein eigenes Filmstudio und kann zu seinen 4K-Geräten einen Festplatten-Player liefern, auf dem einige Ultra-HD-Filme gespeichert sind. Doch eine regelmäßige Versorgung mit Ultra-HD-Inhalten war bislang nicht in Sicht.
Das könnte sich spätestens mit den Olympischen Sommerspielen 2020 in Tokio ändern. Auf der Ceatec setzt man darauf, dass die TV-Signale in sieben Jahren komplett in Ultra-HD produziert und an die Zuschauer übertragen werden. Damit könnte sich in Japan ein Kapitel Technikgeschichte aus Deutschland wiederholen. Im August 1967 hatte der damalige Vizekanzler Willy Brandt auf der Funkausstellung in Berlin das Farbfernsehen in der Bundesrepublik gestartet. Doch erst fünf Jahre später mit den Olympischen Sommerspielen 1972 in München und der Fußball-WM 1974 in Deutschland fanden Farbfernseher massenhaft Käufer, weil es bis dahin fast nur Schwarz/Weiß-Sendungen im TV zu sehen gab.
Einen großen Schub erhofft sich auch die japanische Mobilfunk-Branche von den Olympischen Spielen 2020. Auf der Ceatec präsentierte der japanische Telekommunikations-Konzern NTT DoCoMo seine Vorstellungen von einem Mobilfunknetz der fünften Generation, das auch während einer gigantischen Massenveranstaltung wie den Olympischen Spielen nicht in die Knie geht. Eine Kombination verschiedener Frequenzbänder und neuartiger Antennen sollen das Netz im Vergleich zur gegenwärtigen Hochgeschwindigkeits-Technik LTE einhundert Mal schneller machen und die Datenkapazität um den Faktor 1000 erhöhen. Auf der Messe wurde das Projekt als bestes technisches Konzept der Show mit dem "Ceatec Award" ausgezeichnet.
Ob japanische Smartphone-Hersteller wie Sony, Panasonic und Kyocera von dem Trend profitieren können, bleibt aber ungewiss. Der japanische Telekom-Riese NTT DoCoMo verlässt sich zumindest auf der Ceatec nicht alleine auf Spitzenprodukte aus dem eigenen Land wie das Z1 von Sony. Dicht umlagert sind die DoCoMo-Stände, auf denen die neusten Samsung-Smartphones und die neuen iPhone-Modelle von Apple zu sehen sind. (anw)