Jolla: Update für Sailfish OS, Tablet-Abwicklung ungeklärt
Die Abwicklung des gescheiterten Tablet-Projekts verzögert sich bei Jolla weiter. Dafür stellt das Start-up ein Update für sein Betriebssystem Sailfish OS bereit und Partner Intex kündigt für den MWC ein Smartphone mit Sailfish OS an.
Jolla hat für Beta-Tester ein Update für Sailfish OS bereitgestellt. Dieses Update ist ein erstes produktives Lebenszeichen, nachdem das finnische Mobilfunk-Unternehmen mangels Finanzierung in schwere Fahrwasser geraten war. Das Update korrigiert weitestgehend zahlreiche Bugs. Zu den Neuerungen zählt die Integration der Cloud-Dienste von Dropbox und Microsofts OneDrive. Dabei können die Bilder lediglich mit der Cloud geteilt werden – eine Synchronisation Richtung Mobilgerät findet nicht statt. Die Adressbuch-App listet nun vergangene Anrufe, Kurznachrichten und Chats auf. Nicht überprüfte Software von Drittherstellern kann jetzt auch ohne Jolla-Account installiert werden. Dieses Detail könnte noch wichtig werden, falls Jolla die aktuellen finanziellen Turbulenzen nicht übersteht.
Die vergangenen Sommer angekündigte Lizenzierung von Sailfish OS an den indischen Hersteller Intex konkretisiert sich derweil. Intex bestätige auf Twitter, dass Ende Februar auf dem Mobile World Congress in Barcelona ein Smartphone mit Sailfish OS vorgestellt werden soll.
Tablet-Abwicklung ungeklärt
Funkstille gibt es dagegen zum Tablet. Eigentlich wollte Jolla vergangene Woche Neuigkeiten verkünden, wie das gescheiterte Projekt abgewickelt werden soll. Auf Nachfrage von heise online wich Firmensprecher Juhani Lassila aus: "Eine Rückerstattung in dieser Größenordnung ist keine triviale Aufgabe." Derzeit würde sie das genaue Verfahren erörtert. Lassila erklärte aber: "Wir sind kurz vor einer Lösung, um eine weitere kleine Charge an Tablets auszuliefern". Die Größe werde sich auf wenige hundert Geräte beschränken, wobei Lassila sich hier auf keine Zahl festlegen wollte. Einzelne Kunden spekulieren, ob Jolla alle anderen mit einem Intex-Smartphone entschädigen will. Mit der Frage konfrontiert, ob Jolla nicht verpflichtet sei, entweder die Tablets auszuliefern oder das gesamte Geld zu erstatten, solange nicht Insolvenz angemeldet sei, sagte Lassila: "Das ist eine Frage der Interpretation. Wir bereiten eine Lösung vor, die wir bewerkstelligen können."
Einigen Unterstützern ist der Kragen mittlerweile geplatzt und sie tauschen sich in den Kommentaren im Jolla-Blog darüber aus, bei welcher Behörde sie eine Beschwerde einreichen sollen. Da die Indiegogo-Kampagne offiziell von Jolla Asia aus Hongkong angeboten wurde, ist unklar, ob die finnische Verbraucherschutzbehörde oder der Consumer Council aus Hongkong zuständig ist.
Für Ärger sorgt zudem, dass auf der chinesischen Online-Plattform Taobao Jolla-Tablets zum Verkauf angeboten werden. Anscheinend versucht der chinesische Auftragsfertiger dadurch seinen eigenen Schaden zu minimieren. Im Dezember hatte Jollas Vorstandsvorsitzender Antti Saarnio im
Sailfish OS community meeting zugesagt, dies unterbinden zu wollen. Laut Nutzerberichten und neuer Beschreibung werden die Tablets nun mit Android ausgeliefert. "Das liegt leider nicht in unserer Kontrolle", gesteht Juhani Lassila ein. "Diese Geräte haben kein Sailfish-Betriebssystem, sind also kein Jolla-Produkt". Für die enttäuschten Crowdfunder ist das sicher kein Trost.
Ein kleiner Lichtblick sind die zahlreichen inoffiziellen Portierungen von Sailfish OS auf andere Smartphones. Weit fortgeschritten ist die Unterstützung unter anderem für das Fairphone 2. Jolla und Fairphone hatten die Unterstützung für das Community-Projekt angekündigt und Fairphone hatte für die Portierung auch Hardware bereitgestellt. Zwar haben die Portierungen Zugriff auf den Jolla Store, aber aus Lizenzgründen können auf diesen Geräten keine kommerziellen Apps installiert werden. Damit fehlt auch die Unterstützung für Android Apps. Die Community hat es zumindest geschafft, ein komplettes Android unter Sailfish zum Laufen zu bringen. (acb)