Journalist wegen Insider-Handel verhaftet

Insiderhandel wirft die Stuttgarter Staatsanwaltschaft Sascha Opel, dem stellvertretenden Chefredakteur der Zeitschrift "Der Aktionär", und einem Finanzdienstleister vor.

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Von
  • Adolf Ebeling

Verbotenen Insiderhandel wirft die Stuttgarter Staatsanwaltschaft Sascha Opel, dem stellvertretenden Chefredakteur der Zeitschrift Der Aktionär, und einem Finanzdienstleister vor. Gegen beide wurde Haftbefehl erlassen. Opel befindet sich zurzeit – gegen Auflagen – wieder auf freiem Fuß, der zweite Beschuldigte sitzt noch in Haft. Nach Aussagen der Staatsanwalt haben beide die Vorwürfe im Wesentlichen bestätigt.

Geplant war der Deal offensichtlich folgendermaßen: Zusammen mit dem Finanzdienstleister habe Opel Anleger mit dem Versprechen gewonnen, ihnen "sehr hohe sichere Gewinne zu erwirtschaften". Durch Einschaltung des Verlegers seines Blattes, dem als Börsen-Guru titulierten Bernd Förtsch, habe Opel die Papiere in den Medien (unter anderem in TV-Sendungen, in denen Förtsch auftritt) als heißen Tipp empfehlen lassen wollen. Dadurch wären die Kurse in die Höhe getrieben worden und hätten nach Verkauf einen hohen Gewinn gebracht, der zur einen Hälfte an die Anleger zur anderen an Opel sowie den Finanzdienstleister gegangen wäre.

Dieser Fall wirft wieder einmal ein Schlaglicht auf das Ethos von Wirtschaftjournalisten. Es ist noch nicht lange her, da räumte Marian von Korff seinen Redakteursstuhl bei Focus und Manfred Schumacher den Chefredakteurssessel bei Focus Money. Korff schrieb nicht nur über Wertpapiere, sondern beriet zur gleichen Zeit auch den Luxemburger Fonds VMR Strategie Quadrat, während Schuhmacher nebenbei noch als Aufsichtsrat in der Neuen-Markt-Firma Met@box saß. Zwei Jahre vorher war Egbert Prior ins Zwielicht geraten. Er hatte Aktien, die ihm kurz zuvor als Emissionspapiere zugeteilt waren, in der beliebten TV-Sendung 3Sat-Börse wärmstens empfohlen und einige Tage später mit Millionengewinn veräußert. Auch Aktionärs-Chefredakteur Förtsch ist kein Unbekannter in diesem Umfeld: Er ist zugleich Berater des DAC-Fonds UI und häufiger Tipp-Geber bei 3Sat-Börse.

Und auch die Internet-Börsendienste geraten immer stärker in Verruf. Gerade die offenen, nicht moderierten Diskussionsforen laden anscheinend geradezu dazu ein, sich an der Kurs-Manipulation vor allem von am Neuen Markt notierten Unternehmen zu versuchen. Gezielte Nachrichten und falsche Ad-Hoc-Meldungen verbreiten sich im Internet schnell und können die Surfer leicht beeinflussen.

"Der Mix aus Geldanlage und Medien ist es, der den entscheidenden Mehrwert in der Performance bringt", schreibt Manfred Gburek im Wirtschaftjournalist. Und so verschwimmen die Grenzen zwischen beiden Bereichen immer mehr, das Wertpapierhandelsgesetz kann mit den neuesten Entwicklungen nicht schritthalten, eine Modernisierung ist dringend gefordert. Zudem sind auch die Verlage aufgerufen, ein hausinternes Regel- und Kontrollsystem zu schaffen. Für Frank Lehmann, Leiter der TV-Wirtschaftsredaktion des Hessischen Rundfunks jedenfalls ist klar: "Ich spekuliere nicht an der Börse. Das macht man nicht." (ae)