Kabel Deutschland wächst weiter
Deutschlands größter Kabelnetzbetreiber verdient dank anhaltender Nachfrage nach Internet- und Telefondiensten gut. Gleich mehrere Investmentgesellschaften stehen für eine Übernahme bereit.
Deutschlands größter Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland (KDG) konnte im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2009/2010 seinen Umsatz weiter steigern und schreibt wieder schwarze Zahlen. Auch bei den verkauften Abonnements konnte KDG dank der anhaltend starken Nachfrage nach Internet- und Telefondiensten weiter zulegen, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Unterföhring mit. Insgesamt verzeichnete der Anbieter zum Jahreswechsel 8,9 Millionen Anschlusskunden, ein bisschen weniger als noch im Vorjahreszeitraum.
Im dritten Quartal wuchs der Umsatz von 350 Millionen Euro im Vorjahr auf 379 Millionen Euro. Nach einem Verlust von knapp 28 Millionen Euro im Vorjahresabschnitt erwirtschaftete KDG einen Quartalsgewinn von 19 Millionen Euro. Für die ersten neun Monate des Ende März ablaufenden Geschäftsjahrs gibt das Unternehmen den Umsatz mit 1,1 Milliarden Euro an, ein Plus von 9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Unter dem Strich verdiente KDG nach einem Verlust von 46,8 Millionen Euro im Vorjahr damit bisher 23,1 Millionen Euro.
Deutliche Zuwächse verzeichnet der Anbieter weiter bei Internet- und Telefondiensten. Die Zahl der Abonnements stieg um knapp die Hälfte auf 1,84 Millionen. Auch bei Pay-TV konnte KDG wachsen; die Zahl der Abonnenten legte um 10 Prozent auf etwas über 1 Million zu. Der Anteil der neuen Dienste – insgesamt 2,8 Millionen Abos – an den gesamten sogenannten "RGU" (Revenue Generating Units) beträgt inzwischen 24 Prozent. 11,9 Millionen Abonnements bediente KDG zum Jahreswechsel insgesamt, knapp 5 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit kommen im Schnitt 1,3 RGU auf jeden Anschlusskunden. Der monatliche Durchschnittsumsatz pro Kunde wuchs von 11,22 auf 12,30 Euro.
Unterdessen mehren sich die Anzeichen für eine mögliche Übernahme des Kabelnetzbetreibers. Die US-Investmentgesellschaften BC Partners und CVC Capital haben laut einem Bericht der Financial Times ein gemeinschaftliches Gebot für den deutschen Kabelriesen abgegeben. Auch Bain Capital, Carlyle Group und Advent International sollen bis zum Ablauf der Frist am Montagabend jeweils für KDG geboten haben. Der Kabelnetzbetreiber gehört dem US-Investor Providence Equity Partners, der das Unternehmen laut Financial Times auf einen Börsengang vorbereitet. Noch habe der Priorität für Providence, heißt es weiter.
Gemessen an den 3,5 Milliarden Euro, die John Malones Liberty Media für den Kölner Kabelnetzbetreiber Unitymedia bezahlt, schätzen Beobachter den Kaufpreis für KDG auf 5,2 Milliarden Euro. Banken stehen dem Bericht zufolge bereit, die Finanzierung einer möglichen Übernahme mit Krediten von bis zu 4 Milliarden zu sichern. Es wird als gutes Zeichen gesehen, dass sich Investoren und Banken nach der Krise wieder an große Geschäfte herantrauen.
Für Schlagzeilen sorgte dieser Tage auch die Forderung von Telekom-Chef René Obermann, der Kabelnetzbetreiber solle unter die Fuchtel der Bundesnetzagentur gestellt werden. Dabei hat die Telekom die Netzebene Vier im Blick, die Hausnetze. "Kabelnetzbetreiber haben die breitbandige Verkabelung in den Häusern, auf die Wettbewerber auch Zugriff haben sollten", sagte Obermann, ansonsten kein Freund der Regulierung, der Tageszeitung Die Welt am Dienstag. "Es wäre unlogisch, das in der regulatorischen Debatte nicht zu berücksichtigen."
Kabel Deutschland wies das Ansinnen umgehend zurück. Reguliert werde nur bei einer marktbeherrschenden Stellung, lässt das Unternehmen wissen. Die Kabelnetzbetreiber kämen zusammen auf einen Anteil von 10 Prozent am Breitbandmarkt, damit sei eine Regulierung nicht zu rechtfertigen. Das sieht im Übrigen auch die Bundesnetzagentur so. KDG zeigte sich allerdings geschmeichelt, nun offenbar als starker Wettbewerber auf dem Feindradar der Telekom aufgetaucht zu sein. (vbr)