Kazaa-GrĂĽnder bereiten Musikdienst vor

Einen neuen Streaming-Dienst names Rdio wollen die Kazaa-Erfinder und Skype-Gründer Niklas Zennström und Janus Friis im kommenden Jahr in den USA starten. Lizenzverhandlungen mit der Musikindustrie laufen noch.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 21 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Die Skype-Gründer Niklas Zennström und Janus Friis bereiten ein neues Musikangebot für Internet- und Mobilfunknutzer vor. Mit Büros in Los Angeles und San Francisco soll im kommenden Jahr der von den Filsharing-Veteranen finanzierte Abo-Dienst Rdio starten, berichtet die New York Times. Derzeit liefen die Verhandlungen mit der Musikindustrie über die Lizenzierung des neuen Streaming-Startups.

Neben dem durchschlagenden Erfolg von Download-Anbietern wie iTunes oder Musicload bleiben die Streaming-Dienste zumeist noch hinter den Erwartungen zurück. Für eine monatliche Grundgebühr – bei Napster in Deutschland sind das zwischen 10 und 15 Euro – erhalten Abonnenten unbegrenzten Zugriff auf den Katalog des Anbieters. Wie attraktiv das Angebot ist, hängt von Umfang und Aktualität des Katalogs ab – und somit von der Lizenzierung durch die Musikindustrie, die sich damit immer noch schwer tut.

Nach den in den Vereinigten Staaten immerhin einigermaßen erfolgreichen Rhapsody und Napster sind einige Anbieter der zweiten Generation angetreten, um das Streaming-Modell zu etablieren. Rdio trifft also auf teils schon etablierte Konkurrenten wie Last FM, Spotify oder das aus lizenzrechtlichen Gründen nur in den USA nutzbare Pandora sowie das Musiknetzwerk Mog, das einen eigenen Streaming-Dienst vorbereitet und Lizenzverträge mit allen vier Majors haben soll.

Das schwedische Startup Spotify gibt es inzwischen auch in Großbritannien, Frankreich und Spanien, will in weitere Länder expandieren und bereitet den Sprung über den großen Teich vor. Der Dienst bietet werbefinanzierte Gratisstreams an und will Kunden so für ein Abonnement gewinnen, das zehn britische Pfund kostet. Bisher sollen sich weniger als ein Zehntel der Nutzer für die kostenpflichtige Variante entschieden haben. Die Musikindustrie beobachtet das entsprechend skeptisch.

Jüngst hatte Spotify-Mitgründer Daniel Ek die Labels aufgerufen, von bisherigen Gewohnheiten Abstand zu nehmen und dem Startup mit flexiblen Lizenzbedingungen die nötige Luft zu lassen. Die Branche zeigt allerdings wenig Vertrauen in das werbegestützte Geschäftsmodell. "Wenn sie so weitermachen, ist Spotify in einem Jahr tot", sagte ein Musikmanager eines Majors der Londoner Times. Mit der Skepsis der Major Labels dürfen auch Zennström und Friis rechnen. Sie hatten 2001 die Filesharing-Software Kazaa entwickelt und sind in den Augen der Major Labels ein Grund für den Niedergangs der Musikbranche.

Später hatten die beiden Skype und Joost gegründet. Skype war zwischenzeitlich von eBay übernommen worden, der Online-Händler gab die Mehrheit an dem VoIP-Anbieter inzwischen aber an Investoren ab. Um die Rechte an der von Skype verwendeten P2P-Technik streiten die beiden Gründer mit eBay und anderen Beteiligten vor Gericht. Weniger erfolgreich ist Friis' und Zennströms Engagement bei dem mit viel Vorschusslorbeeren gestarteten Joost verlaufen. Im Dezember hatte sich der Videodienst vom ursprünglich verfolgten P2P-Ansatz verabschiedet und sich als Online-Portal neu ausgerichtet, konnte seither mit bekannteren Wettbewerbern aber nicht Schritt halten. (vbr)