Krebs: Forscher entdecken Immun-Therapie neu
Neue Wirkstoffe sollen das Immunsystem gegen Tumorerkrankungen in Stellung bringen.
Der Pharmakonzern Merck testet derzeit einen Wirkstoff, der das Immunsystem gegen Melanome des Hautkrebs, auch metastasierende, in Stellung bringen soll, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe. In einer frühen Versuchsreihe schrumpfte bei Patienten mit der höchsten Dosierung der Tumor oder verschwand gar. Die meisten dieser Patienten, aber auch solche mit niedrigerer Dosierung, waren auch noch ein Jahr später am Leben. Statistisch gesehen beträgt die Lebenserwartung von Melanom-Patienten, bei denen sich bereits Metastasen gebildet haben, weniger als ein Jahr. "Das ist kein Wald-und-Wiesen-Programm zur Behandlung von Krebs", betont Roger Perlmutter, Immunologe und Forschungsleiter bei Merck. "Im derzeitigen Stadium sieht das nach sehr vielversprechenden Ansatz aus."
Der Wirkstoff ist ein Antikörper, dessen Y-Form es ihm ermöglicht, an ein spezielles Protein zu binden. Dieses Protein verhindert normalerweise, dass eine Immunzelle eine Krebszelle angreift. Wird es durch den Wirkstoff blockiert, kann es eine Reaktion der Immunzelle nicht mehr unterbinden.
Auch Roche, GlaxoSmithKline, Bristol-Myers Squibb und andere Pharmahersteller arbeiten an solchen Stoffen, die im Immunsystem wieder den Schalter zum Gegenangriff umlegen. Auf dem Jahrestreffen der American Association for Cancer Research war der Ansatz denn auch eines der Topthemen.
2011 hatte Bristol-Myers Squibb begonnen, Yervoy zu vertreiben – den ersten Antikörper-Wirkstoff, der auf den Markt kam. Bei Patienten mit metastasierenden Melanomen, die mit Yervoy behandelt wurden, verdoppelte sich die Überlebensrate. Ein Fünftel der Patienten überlebte die Diagnose um vier Jahre. Der klinische Test von Yervoy war zugleich der erste, bei dem die Überlebensdauer von Melanom-Patienten überhaupt verlängert werden konnte.
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(bsc)