Lkw-Maut: Messfahrzeuge statt Kontrollbrücken
Wenn die Wegegebühr für Lkw zum 1. August auf vierspurige Bundesstraßen ausgedehnt wird, schickt Toll Collect Kleinbusse auf die Straße, die als "portable Mautbrücken" Tag und Nacht an wechselnden Standorten OBUs und Kennzeichen auslesen können.
Am 1. August wird das von Toll Collect betriebene Maut-System für Lkw ab 12 Tonnen Gesamtgewicht auf 1135 Kilometer (PDF-Datei) Bundesstraße ausgeweitet. Für die Mautkontrolle auf den neu hinzukommenden 1103 Streckenabschnitten werden 35 "portable Mautbrücken" eingesetzt. Dabei handelt es sich um speziell ausgerüstete Kleinbusse, die Toll Collect und das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) heute der Presse vorstellten.
Die Ausweitung der Maut auf vierspurige Bundesstraßen kommt ohne die von den Autobahnen bekannten, fest installierten Maut-Kontrollbrücken aus. Stattdessen werden die BAG-Fahrzeuge eingesetzt, die an wechselnden Standorten Tag und Nacht mautpflichtige Lkw erkennen und ihre On-Board-Unit (OBU) oder das Kfz-Kennzeichen zur Mautkontrolle auslesen sollen. Das von der Firma Efkon entwickelte und produzierte System gilt als Einstieg in die mögliche Bemautung weiterer Bundesstraßen. Harald Schmidt, Referatsleiter Straßenkontrollen bei der BAG, äußerte die Erwartung, dass kaum Lkw-Verkehr von den jetzt ausgewählten Bundesstraßen auf kleinere Straßen ausweichen werde. Seine Kontrolleursmannschaft wird um 55 Beamte aufgestockt, die meisten von ihnen seien durch Personalreduzierungen bei der Bundeswehr freigesetzt wurden.
Lkw-Maut auf vierstreifigen Bundesstraßen (3 Bilder)
Zum Start der Mauterweiterung in der Nacht zum 1. August bekommen alle 717.000 OBUs in den Lkw ein Software-Update, das zudem die Speicherkapazität der OBUs um 20 Prozent erweitern soll. Auch die Software der rund 3500 Mautstellen-Terminals wird aktualisiert, so dass die Geräte stets die kürzeste Strecke innerhalb es Mautnetzes unter Einbeziehung der Bundesstraßen anzeigen sollen. Anders als bei den bisher schon mautpflichtigen Bundesstraßen (zum Beispiel im Norden von Hamburg) werden keine Schilder aufgestellt, die auf die Mautpflicht hinweisen. Anstelle eines neuen Schilderwalds soll die Veröffentlichung der Streckenabschnitte im amtlichen Teil des elektronischen Bundesanzeigers genügen.
Während der Präsentation auf der B96 südlich von Berlin zeigten bereits umgebaute OBUs, dass sie zwischen Autobahnen, mautpflichtigen Bundesstraßen und mautfreien Straßen unterscheiden können. Zur Vorstellung des neuen Systems gab Toll Collect bekannt, dass die "Regelkosten" des Maut-Systems von 568 Millionen Euro im Jahr 2006/07 auf 507 Millionen im Jahr 2010/11 um 12 Prozent gesenkt worden seien.
Wesentlich zur Kostenreduzierung trage der Preisrückgang bei den OBUs bei, die von Toll Collect kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Ihr Stückpreis sei von über 500 Euro auf weniger als 250 Euro gefallen. Weitere Einsparungen seien durch Optimierung in den Rechenzentren möglich gewesen. Ausgebaut habe man die Flotte von Messfahrzeugen, die das gesamte Streckennetz viermal im Jahr abfahren und vermessen. Dadurch sei die Modellierung des Streckennetzes so genau geworden, dass Toll Collect mit weniger als 50 "Stützbaken" auskomme, die Peilsignale senden und zumeist an Baustellen eingesetzt werden. (ssu)