Manipulationen bei Lkw-Fahrtenschreibern immer ausgeklügelter

Lastwagenfahrer müssen regelmäßige Pausen machen, um mehr Sicherheit auf den Straßen zu gewährleisten. Bei Kontrollen fällt aber auf, dass viele Erfassungsgeräte manipuliert sind. Die Logistikbranche gibt sich verwundert.

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Lkw
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  • dpa

Elektronische Fahrtenschreiber von Lastwagen werden nach Angaben der Bundesregierung immer ausgeklügelter manipuliert. Es handele sich verstärkt um aufwendige technische Eingriffe an der Kontrollgeräteanlage, schreibt das Verkehrsministerium im jüngsten Unfallverhütungsbericht Straßenverkehr. Zunehmend werde auch in die Fahrzeugelektronik eingegriffen und etwa das Antiblockiersystem (ABS) ausgeschaltet. Dies könne "unvorhersehbare Folgen für die Verkehrssicherheit" nach sich ziehen, warnt die Regierung.

Im vergangenen Jahr wurden die digitalen Fahrtaufzeichnungsgeräte gezielt in 22 000 Lastwagen kontrolliert. Manipulationen wurden dabei an 5533 Transportern festgestellt, wie es im Bericht heißt. Das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) will daher bei künftigen Kontrollen einen Schwerpunkt auf diesen Bereich legen. Die Erfahrung der vergangenen Jahre zeige, dass der technische Aufwand stark gestiegen sei, um Fahrzeuge mit illegalen Einbauten zu versehen und sich auf diese Weise einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.

Wie genau die Geräte in den Führerkabinen manipuliert werden, konnte das BAG zunächst nicht mitteilen. Kenner der Branche sprechen unter anderem von gezielten Eingriffen in die Software der Fahrtenschreiber oder der Betriebsstörung mit Magneten bei älteren Geräten. So könne etwa die tatsächliche Fahrtzeit nicht zurückverfolgt werden.

Vertreter der Transport- und Logistikbranche reagierten verwundert auf die Zahlen oder wiegelten die Anwürfe ab. Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), Adolf Zobel, widerspricht der Annahme, dass gezielte Eingriffe in die Software der Geräte durch Lkw-Fahrer oder Spediteure selbst geschieht. Er sprach von Tätern außerhalb der Sparte mit hoher krimineller Energie. Welche Interessen diese Täter verfolgen könnten, erschließt sich dabei nicht, während die Interessenlage bei Fahrern und Spediteuren offensichtlich ist – je längere Strecken die Fahrer bewältigen, desto schneller sind Aufträge erledigt.

Die Referentin vom Bundesverband Wirtschaft, Verkehr und Logistik, Lea Metzler räumte immerhin ein, dass es schwarze Schafe in der Branche gebe, die diese in schlechtes Licht rücken. Metzler schwächt den Tadel aber auch ab, indem sie darauf verweist, dass längst nicht alle Beanstandungen des BAG gezielte Manipulationen seien. Oft seien die Geräte nicht richtig kalibriert oder die Fahrerkarte nicht richtig eingesetzt.

Das Ausschalten von Assistenzsystemen, wie das ABS, hält Zobel vom BGL für richtig – zumindest zeitweise. Etwa bei winterlichen Straßenverhältnissen oder beim Abschleppen sei eine Abschaltung erforderlich. Die Systeme müssten sich aber automatisch wieder einschalten. Insgesamt wurden laut dem Unfallverhütungsbericht im vergangenen Jahr 512 000 Lastwagen und Busse kontrolliert. Beanstandungen gab es bei 18 Prozent der Fahrzeuge. Fast zwei Drittel davon waren im Ausland zugelassen. Knapp drei Viertel der Beanstandungen betrafen die Lenk- und Ruhezeiten. (dz)