Medientage: Google als Freund und Feind einer Branche
Medienmacher beklagen "mangelnde Transparenz" in den Abrechnungssystemen für Anzeigenerlöse des Suchmaschinen-Riesen.
Die Verbraucher nutzen immer stärker das Internet, sie zahlen aber bislang kaum für die Inhalte, sondern mehr für die Anwendungen. Und die Werbeerlöse fließen nicht in der Größenordnung, die es den klassischen Inhalte-Anbietern wie Verlagen und Medienhäusern erlaubt, Gewinne zu erzielen. Schuld tragen an dieser Situation jedoch diejenigen, die dem Internet den Wert, nämlich die Ware, zuliefern, sagte Axel Schmiegelow, Chef des Videoportals sevenload , auf dem sogenannten Online-Gipfel der Münchner Medientage am Freitag.
Alles Klagen helfe nicht. "Die Inhalte-Anbieter müssen dafür sorgen, dass sie ihre Inhalte distribuieren", also vertreiben, sagte Schmiegelow. Die Internetsuchmaschine Google habe längst kein Monopol mehr, 50 Prozent der Umsätze entfielen auf soziale Netzwerke wie Facebook oder MySpace , die seien zu Konkurrenten erwachsen.
Hans-Jürgen Jakobs, Chefredakteur von "sueddeutsche.de ", beklagte, dass eben gerade Google eine marktbeherrschende Position besitze. "Google ist ein Gatekeeper, der Geld verdient, während die Redaktionen kämpfen müssen." Der Suchmaschinenbetreiber, der die Verlage an den Werbeerlösen beteiligt, hat laut Jakobs keine Transparenz in seinem Abrechnungssystem. Google sei Freund und Feind zugleich, analysierte Marcus Englert, Vorstand für New Media der ProSiebenSat.1 Media AG .
Eine Hoffnung für die traditionellen Anbieter und ihre Ware gebe es, erläuterte Suranga Chandratillake von der Videosuchmaschine Blinkx . In den vergangen zwei Jahren habe der Trend zu klassischem TV auf Videoportalen wieder zugenommen. Das könnte zumindest die TV- Konzerne optimistisch stimmen.
Die Zukunft der Zeitung im Netz umriss Jakobs: "Wir dĂĽrfen nicht das gedruckte Papier auf den Bildschirm holen, die Seiten sind bislang ĂĽberladen."
Siehe auch:
- Medientage: Welche Medieninhalte braucht das Land?
- Medientage: "Sexuelle Verwahrlosung" durch Online-Pornos?
- Verhärtete Fronten auf den Medientagen
(tig)