Merkel warnt Verleger vor Sparen an Qualität

Schrumpfende Werbeeinnahmen und sinkende Leserzahlen machen den Zeitungen zu schaffen. Kanzlerin Merkel sieht keinen Grund für Pessimismus. Ein Ausweg könnten Bezahlmodelle fürs Internet sein.

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Von
  • dpa

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht gute Zukunftschancen für Zeitungen und Zeitschriften auch im Online-Bereich. Voraussetzung sei jedoch, dass die Printmedien weiterhin in Qualitätsjournalismus und damit in ihre Kernkompetenz investierten, sagte Merkel am Montag vor rund 500 Teilnehmern beim Zeitungskongress des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) in Berlin.

Die Bundeskanzlerin ist gegen großen Personalabbau in den Redaktionen.

(Bild: heise online/pmz)

"Die Verleger sollten gerade nicht der wirtschaftlichen Versuchung erliegen, durch massive Einsparungen im redaktionellen Bereich die Substanz aufs Spiel zu setzen", so die Regierungschefin. Sie sei überzeugt, dass es für ein hochwertiges Produkt auch im Internet die Bereitschaft zum Zahlen gebe. Bisher ist es den meisten Zeitungen nicht gelungen, mit ihren Online-Ausgaben auch Geld zu verdienen.

Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner appellierte an seine Kollegen, bei der Einführung von Bezahlmodellen "ein bisschen Courage, ein bisschen Vorausgehen" zu zeigen. "Die Frage ist: Schaffen wir die Voraussetzungen, um in fünf oder zehn Jahren überhaupt noch ein Geschäftsmodell zu haben, wenn wir uns nicht einfach damit erschöpfen wollen, Mauern um die verbleibenden Papierangebote zu ziehen?"

Als Paradebeispiel für bezahlten Qualitätsjournalismus im Netz stellte Döpfner die US-Website Politico vor, deren Abonnement inzwischen 10.000 Dollar im Jahr kostet. Zu dem Projekt haben sich 2006 führende Politjournalisten zusammengeschlossen. Inzwischen gilt der Dienst als Meinungsführer in der politischen Diskussion.

"Wir machen nicht alles, aber wenn, dann machen wir es so gründlich wie sonst niemand", sagte der Mitbegründer und Chefredakteur John F. Harris. "Wir finden, unser Zeug ist gut. Und die Leser finden das auch." Der Springer Verlag und Politico hatten kürzlich angekündigt, ein gemeinsames Projekt in Brüssel zu beginnen. Einzelheiten dazu nannten sie nicht.

Die Verleger feiern bei ihrem diesjährigen Zeitungskongress das 60-jährige Bestehen ihres Verbands. Merkel sprach von einer "schlagkräftigen Interessenvertretung", die auch für die Politik ein kompetenter Gesprächspartner sei.

Die Forderung von BDZV-Präsident Helmut Heinen nach einer Streichung des Mindestlohns für Zeitungszusteller lehnte die Kanzlerin ab. Mit der gestaffelten Einführung bis zum Jahr 2017 sei man den Verlagen bereits entgegengekommen. Merkel sagte aber zu, sich für den Schutz des geistigen Eigentums und für Chancengleichheit bei Internet-Suchmaschinen einzusetzen. (mho)