Milliarden-Risiko durch gefälschte Chips

Die Marktforscher von IHS iSuppli schätzen das Risiko, das von gefälschten Elektronik-Bauteilen ausgeht, auf jährlich 169 Milliarden US-Dollar ein – inklusive der durch Reparaturen, Rückrufe und Unfälle verursachten Kosten.

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Von
  • Carsten Meyer

Die Marktforscher von IHS iSuppli schätzen das Risiko, das von gefälschten ICs ausgeht, auf über 169 Milliarden US-Dollar ein, gerechnet auf ein Jahr. Eingeschlossen in den exorbitanten Betrag sind allerdings auch die Kosten, die den Geräte-Herstellern durch Reparaturen, Nachbesserungen, Rückrufe und Produkthaftung entstehen.

(Bild: iSuppli/IHS)

Zu den am meisten gefälschten Bauteilen gehören mit einem Anteil von 25 Prozent der Auffälligkeiten überraschenderweise Analog-ICs, die sich auch in weniger fortschrittlichen Fabs problemlos nachbauen lassen und in Wireless-Geräten massenhaft Verwendung finden – ein lohnendes Geschäft für die Produktpiraten. Prozessoren und Speicherbausteine folgen erst an zweiter und dritter Stelle der gemeldeten Fälle. Während fehlerhafte Nachbauten in Konsumelektronik-Geräten noch relativ glimpfliche Folgen haben, besteht bei industriellen, militärischen oder medizinischen Anwendungen schon eher Gefahr für Leib und Leben. Aber auch Auto- und Avionik-Hersteller sollten laut iSuppli vor Fälschungen auf der Hut sein.

Spannungsregler NCP5318FTR2 von ON Semi im Gehäuse eines ATmega328P

(Bild: Sparkfun [Link auf http://www.sparkfun.com] )

So sei die Zahl der verifizierten Fälle von Halbleiter-Produktfälschungen in den letzten zehn Jahren um das 700-fache gestiegen; 2011 wurden 1363 gefälschte Produkte gemeldet, viermal so viele wie 2009. Die meisten Meldungen erfolgten – wen wundert's – nicht von Konsumelektronik-Herstellern, sondern aus dem Bereich Militär- und Luftfahrt-Elektronik. Die U.S. Missile Defense Agency etwa musste kürzlich ihre Projektile aus dem "Terminal High Altitude Area Defense"-Programm (THAAD) für rund 2,7 Millionen US-Dollar nachbessern. Sie enthielten ein gefälschtes Bauteil, das möglicherweise eine Fehlfunktion ausgelöst hätte. Doch auch Hobbybastler sind nicht vor Fälschungen sicher: Die DIY-Seite Sparkfun entdeckte vor zwei Jahren eine Lieferung falscher ATmega328-Controller (Bild) für ihre Arduino-Clones. Ein (fernöstlicher) Schurke hatte wohl einen Haufen NCP5318-Spannungsregler von ON Semi übrig und labelte sie kurzerhand zu begehrten ATmega328-Controllern um. (cm)