Mit Gentechnik gegen Malaria-MĂĽcken
Neue Gene-Editing-Methoden eröffnen der Menschheit die Möglichkeit, ganze Mückenarten auszurotten. Dank eines beschleunigten Vererbungsmechanismus, dem sogenannten Gene Drive, könnten Insekten, die Malaria übertragen, unfruchtbar gemacht werden.
- Antonio Regalado
Malaria tötet weltweit eine halbe Million Menschen jedes Jahr – vor allem Kinder. Um die Seuche mit konventionellen Mitteln auszurotten, bräuchte man Moskitonetze für jedermann, Zehntausende Kisten voller Medikamente, zig Millionen Liter Insektizide, mindestens 15 Jahre und rund 100 Milliarden Dollar. Forscher vom Imperial College in London dagegen schlagen vor, die Krankheit mit genveränderten Mücken zu bekämpfen, berichtet Technology Review in seiner neuen Ausgabe (jetzt am Kiosk und im Heise Shop erhältlich).
Denn es ist den britischen Wissenschaftlern gelungen, mithilfe von Gentechnik Weibchen der malariaübertragenden Moskitoart Anopheles gambiae unfruchtbar zu machen. Und nicht nur das. Dank des Gene-Drive-Mechanismus erreichen es die Forscher außerdem, die Erbgutveränderung auf weit mehr als neunzig Prozent der Nachkommen zu übertragen. Dazu wird neben dem Genmaterial auch das Werkzeug ins Erbgut eingeschleust. Und dieses "eigennützige" Gen sorgt dafür, dass anschließend fast nur noch die manipulierte Information auf den Chromosomen der Nachkommen vorliegt.
Eine Spezies ausrotten
Doch bis das von der Bill & Melinda Gates Foundation unterstützte Projekt "Target Malaria" die unfruchtbaren Mücken nach Mali, Burkina Faso oder Uganda bringt, um die dortigen Krankheitsüberträger auszurotten, wird noch einige Zeit vergehen. Denn mit den etwaigen Folgen musste sich noch keine Gesellschaft bisher auseinandersetzen: Was passiert zum Beispiel, wenn das "eigennützige" Gen auf andere Insekten überspringt? Und welche Folgen hat die Eliminierung einer Art auf das Ökosystem? Für Kevin Esvelt vom amerikanischen Massachusetts Institute of Technology, einen der Erfinder des Gene Drive, müssten die Afrikaner, die vom Malariaprojekt betroffen sind, der Technik vor ihrem Einsatz erst zustimmen.
Mehr zum Thema Gentechnik im neuen Juniheft von Technology Review (am Kiosk und im Heise Shop erhältlich). (inwu)