Mobile Polizeiarbeit: Zeigt her eure Hände

Microsoft zeigte auf dem zweiten Polizei-Symposium in Berlin, wie "Mobile Policing" in Zukunft aussehen könnte. Bei einigen Szenarien wie der KFZ-Halterermittlung und der erkennungsdienstlichen Behandlung per Smartphone grüßte Big Brother.

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Von
  • Detlef Borchers
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Bislang nutzen Polizeibeamte mobile Systeme wie Smartphones und Tablets "außerdienstlich". Unterstützt von etlichen Microsoft-Partnern zeigte Microsoft auf dem zweiten Polizei-Symposium in Berlin, wie "Mobile Policing" in Zukunft aussehen könnte. Bei einigen Szenarien wie der KFZ-Halterermittlung und der erkennungsdienstlichen Behandlung per Smartphone grüßte Big Brother.

Wie Microsoft-Manager Thomas Lipp ausführte, benutzen rund 3 Prozent der Polizeibeamten ihr privates Smartphone im Dienst. Dabei sollen Fälle dokumentiert worden sein, bei denen brisante Ermittlungsdetails aus Polizeiakten via Hotmail oder Google Mail "mal eben" herübergereicht wurden. Diese moderne Form der mobilen Polizeiarbeit müsse auf eine gesetzlich abgesicherte Grundlage gestellt werden.

Angesichts dessen, dass die deutsche Polizei überwiegend mit Windows-Systemen arbeitet, sieht Microsoft Chancen für seine Surface-Tablets und die Lumia-Smartphones von Nokia. So zeigte Microsoft-Partner Avanade eine Ordnungswidrigkeiten-App für Lumia und Surface, bei der die Ordnungswidrigkeit fotografisch dokumentiert wird. Ist ein Auto im Spiel, kann das KFZ-Kennzeichen fotografiert werden. Via OCR mit Hilfe von Bing wird das Kennzeichen umgewandelt, auf dass eine Halterabfrage durchgeführt werden kann. Der fertige Strafzettel wird in einem besonders gesicherten Speicherbereich des Smartphones gespeichert, bis er in das Büro-Berichtswesen übernommen wird.

Was möglich ist, aber juristische wie datenschutzrechtliche Fragen aufwirft, demonstrierte der Microsoft-Partner Alegri mit einer App für mobile Datenabfragen. Muss eine Person erkennungsdienstlich behandelt werden, weil sie sich nicht ausweisen kann, so schlägt Alegri vor, einfach die Hände mit dem Lumia 1020 zu fotografieren. Die 41 Megapixel des Smartphones reichen aus, aus dem Foto einen Fingerabdruckscan zu extrahieren und die Minuzien zu einer Datenbank mit den Daten gesuchter Personen zu schicken. In einem weiteren Einsatzszenario werden Fotos an eine automatisch im Hintergrund ablaufende Gesichtserkennung samt Abfrage der Hooligan-Datei gekoppelt, um zu überprüfen, ob jemand mit einem Stadionverbot belegt wurde.

Abseits der theoretisch durchgespielten Fälle zeigte der österreichische Microsoft-Partner Icomedias eine Software, die zahlreiche Einsätze hinter sich hat: Das Digitale Notarzt Protokoll Steiermark, mit dem 400 Notärzte ihre Rettungseinsätze per Tablet-PC dokumentieren, ist bereits 20.000-mal ausgefüllt worden, was nach einer Berechnung von Icomedias 3000 Arbeitstunden eingespart hat.

Die dabei von Icomedias eingesetzte Technik der "Hybrid Forms" wird nun von der österreichischen Polizei mit einer App für die Aufnahme von Sachbeschädigungen getestet. Im Zentrum des Sytems steht ein robustes Tablet für den Außeneinsatz, mit dem die Sachbeschädigung dokumentiert und der Schadensverlauf mit einem Pen skizziert werden kann. Hat der Beamte den Vorfall aufgenommen, die Zeugen notiert und unterschrieben, wird der gesamte Vorgang in die Leitstelle übertragen, damit ein Kollege die nötigen Aktenzeichen vergeben und weitere Schritte einleiten kann. Mobile Datenerfassung im Team soll die Antwort auf personelle Engpässe bei der Polizei sein.

Das zweite Polizeisymposium von Microsoft zeigte neben etlichen Werbevorträgen über die Vorteile von Windows 8 und Surface-Tablets, dass die Digitalisierung der mobilen Polizeiarbeit noch ganz am Anfang steht. "Nur in Film und Fernsehen sind sie immer viel weiter und gehen schon mit Google Glasses auf Streife". Man werde dann bespöttelt, wenn ein Papier-Formular zum Einsatz kommt, klagte ein Teilnehmer des Symposiums. (anw)