Mutmaßlicher Anführer der Polizei-Hacker gesteht
Der 23-jährige mutmaßliche Anführer der "No Name Crew" hat ein umfassendes Geständnis abgelegt und befindet sich wieder auf freiem Fuß. Unterdessen wurde ein weiteres vermeintliches Mitglied der Gruppe in Kaiserslautern festgenommen.
- Ronald Eikenberg
Im Fall der Polizei-Hacker vermeldet das Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen einen ersten Ermittlungserfolg. Der am vergangenen Sonntag festgenommene 23-jährige Verdächtige hat vor dem zuständigen Haftrichter beim Amtsgericht Köln ein umfassendes Geständnis abgelegt und zeigt sich kooperativ. Der Haftrichter hat den Haftbefehl deshalb unter Auflagen außer Vollzug gesetzt, der verdächtige Hacker befindet sich also wieder auf freiem Fuß.
Nach Informationen von Spiegel Online hat sich der 23-jährige bei seiner Festnahme noch nicht so kooperativ gezeigt und in Gegenwart des Spezialeinsatzkommandos sein Notebook zugeklappt, um die Verschlüsselung seiner Festplatte zu aktivieren. In der elterlichen Wohnung haben die Ermittler diverses technisches Equipment sichergestellt. Es soll sich um einen Erwerbslosen aus Rheine handeln, der laut dem Magazin bereits wegen räuberischer Erpressung vorbestraft ist. Laut dem Bericht ging den Ermittlern mit ihm ein führendes Mitglied der "No Name Crew" ins Netz, das im Netz unter dem Pseudonym "Darkhammer" aufgetreten ist.
Zudem soll es bereits eine weitere Festnahme eines mutmaßlichen Mitglieds der Hackergruppe gegeben haben. Laut Spiegel Online stammt der Verdächtige aus [Update] der Nähe von Würzburg [/Update]. Für die Ermittlungen hat das LKA eine zehnköpfige Task Force aus IT-Spezialisten und Ermittlern zusammengestellt. Auch das Cyber-Abwehrzentrum des BSI untersucht den Fall.
Die Hackergruppe war in einen schlecht gesicherten Server bei der Bundespolizei-Kaserne in Swisttal-Heimerzheim (NRW) eingestiegen und konnte auf diesem Wege mindestens 42 Trojaner auf Behördenrechnern platzieren. Anschließend veröffentlichten sie geheime Informationen über das GPS-Fahndungssystem "Patras" des Zolls, welches daraufhin sicherheitshalber vorübergehend aus dem Verkehr gezogen wurde.
Die Kriminellen drohten im Fall mit der Veröffentlichung weiterer geheimer Daten, für den Fall, dass Mitglieder der Gruppe verhaftet werden. Als Druckmittel stellten sie ein 717 MByte großes verschlüsseltes Archiv ins Netz, dessen Kennwort sie nach einer Festnahme publik machen wollten. Dies blieb bislang allerdings aus. Die Webseite der "No Name Crew" ist seit gestern Mittag nicht mehr erreichbar.
[Update] Die zweite Festnahme erfolgte in der Nähe von Würzburg und nicht wie zunächst berichtet in Kaiserslautern. Das BKA gab bekannt, dass auch der zweite Tatverdächtige geständig ist. Er wird verdächtigt, Zugangsdaten auf einem Server des Bundespolizei ausgespäht zu haben und damit anschließend auf einen Server des Zollkriminalamts zugegriffen zu haben. Zudem soll er die Zugangsdaten weiteren Personen zugänglich gemacht haben. [/Update] (rei)