NASA: Die zweite Erde ist da draußen
Daten des Kepler-Weltraumteleskops legen den Schluss nahe, dass praktisch jeder sonnenähnliche Stern über Planeten verfügt. Anhand hunderter neuer möglicher Exoplaneten erwarten die Forscher, auch einen erdähnlichen Planeten zu finden.
Nahezu jeder sonnenähnliche Stern hat offenbar auch Planeten – zu dieser Schlussfolgerung kommen Forscher anhand der laufenden Analyse der Daten, die das Weltraumteleskop Kepler liefert. Wie das Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics am Montag mitteilte, wurden damit bislang 2740 potentielle Exoplaneten gefunden, 461 mehr als noch vor einem Jahr. Vier der neuen Planetenkandidaten sind dabei weniger als doppelt so groß wie die Erde und umkreisen ihre Sonne in der sogenannten habitablen Zone, in der erdähnliches Leben möglich wäre.
Entgegen bisheriger Forschungsergebnisse finden sich Planeten nicht nur um bestimmte Sterntypen. Die nun veröffentlichten Ergebnisse lassen nach Angaben der Forscher außerdem den Schluss zu, dass etwa 17 Prozent aller Sterne von einem Exoplaneten in der Größe der Erde umrundet werden. Das hieße, dass es allein in der Milchstraße mindestens 17 Milliarden Exoplaneten in der ungefähren Größe unseres Heimatplaneten gibt.
Das Weltraumteleskop Kepler befindet sich seit 2009 an seiner Position und beobachtet einen festen Ausschnitt des Sternenhimmels im Sternbild Schwan. Dabei misst das Teleskop wiederholt die Helligkeit von rund 150.000 Sternen, um Planeten zu entdecken, die sich zwischen Teleskop und Stern schieben. Die Forscher sortieren dann die "transitähnlichen Signale" aus, die bekanntermaßen nicht durch einen Exoplaneten ausgelöst werden. Wird ein Transit noch zwei Mal beobachtet, dann erhält der zugehörige Exoplanet den Kandidatenstatus, muss aber noch endgültig bestätigt werden. Als tatsächlich vorhanden wurden inzwischen 105 Exoplaneten bestätigt.
Der aktualisierte Katalog listet nun 2036 Sterne mit solchen möglichen Exoplaneten auf, in 467 Systemen gibt es sogar mehr als einen. Diese vergleichsweise große Zahl lege den Schluss nahe, dass sich ein substanzieller Teil aller Exoplaneten in flachen Multiplaneten-Systemen befinde, erläutert Jack Lissauer vom Ames Research Center der NASA. Das decke sich mit der Erfahrung anhand unseres Sonnensystems.
Je größer der Beobachtungszeitraum von Kepler sei, desto mehr kleinere Planeten mit längerer Umlaufzeit werde man auch entdecken, ordnet der Projekt-Wissenschaftler Steve Howell die Ergebnisse weiter ein. "Es stellt sich nicht länger die Frage, ob wir ein Gegenstück zur Erde finden werden, sondern nur noch wann das geschehen wird", gibt er sich zuversichtlich. Einen Überblick über alle bisher entdeckten Exoplaneten gibt es bei der NASA.
(mho)