NSA-Affäre: Forscher warnen vor mehr globaler Überwachung
Wissenschaftler am Citizen Lab der University of Toronto fürchten, dass sich China, Indien und weitere Länder ein Beispiel an den US-Amerikanern nehmen könnten.
Wissenschaftler am Citizen Lab der University of Toronto, das Fragen der Privatsphäre und Sicherheit im Internet analysiert, fürchten, dass sich China, Indien, Saudi-Arabien und weitere Länder nach den Snowden-Enthüllungen ein Beispiel an den Spionageprogrammen der US-Amerikaner nehmen könnten, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe.
In ihrem Bericht warnen die Forscher, dass diese Länder darüber nachdächten, ähnliche "Bulk Collection"-Programme aufzulegen, wie sie die NSA seit Jahren anwendet. Das könne wiederum enorm negative Auswirkungen auf Meinungsfreiheit und Bürgerrechte haben, so die Citizen-Lab-Forscher.
Ron Deibert, Direktor des Labors, meint, dass die Snowden-Enthüllungen bereits jetzt dazu führten, dass Regierungen versuchen, ihre Kontrolle über die lokale Internet-Infrastruktur auszudehnen. Dazu zählten Forderungen an die großen Netz- und Telekommunikationskonzerne ebenso wie eigene "Signals Intelligence"-Programme "nach US-Modell", wie Deibert sagt.
Die Citizen-Lab-Forscher fanden heraus, dass viele Internet- und Telekommunikationsunternehmen bereits jetzt breite – und für die Unternehmen durchaus frustrierende – Abhörbegehren von Regierungsbehörden in diversen "aufstrebenden Märkten" erhalten. Deibert glaubt, dass die NSA-Leaks dazu führen, dass solche Anfragen deutlich zunehmen werden – mit problematischen Konsequenzen für die Bevölkerung. "Viele Länder des globalen Südens verfügen nicht einmal über grundlegendste Schutzmaßnahmen gegen den Missbrauch solcher Anfragen. Die Dienste müssen sich nur selten rechtfertigen." Menschenrechtsverletzungen seien zu erwarten. Zudem wachse der Druck auf IT-Firmen, Hintertüren in ihre Produkte einzubauen. Das wiederum gefährde die allgemeine Sicherheit im Internet.
Mehr zum Thema in Technology Review online:
(bsc)