Nach Ebola: Frühwarnsystem für neue Erreger in Deutschland gefordert
Während sich die westliche Welt darum sorgt, ob ihr auch eine Ebola-Epidemie blüht, sorgen sich Forscher hierzulande wegen ganz anderer Infektionskrankheiten. Sie fordern ein Frühwarnsystem, bekommen allerdings kein Geld dafür.
- Veronika Szentpetery-Kessler
Deutsche Wissenschaftler sehen das Land nicht ausreichend gerüstet, um Epidemien zu verhindern, die von neuen Erregern ausgehen. Die Rede ist von Krankheiten wie dem Dengue-, West-Nil- und Chikungunya-Fieber, die von Mücken übertragen werden. Die Viren können zu gefährlichen neurologischen Komplikationen führen und unter Umständen sogar tödlich sein. Ein Frühwarnsystem gibt es nicht, Anträge zu Mücken-Überwachungsprogrammen, wie es sie in anderen Ländern längst gibt, sind gerade abgelehnt worden, schreibt Technology Review in seiner neuen Januar-Ausgabe (am Kiosk und im Heise-Shop erhältlich).
Egbert Tannich vom Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg (BNI) fürchtet: Erst muss es zu Krankheitsfällen kommen, bis ein flächendeckendes Frühwarnsystem für von Mücken übertragbare Krankheiten in Deutschland entsteht. „Das sehen wir ja jetzt bei Ebola. Jahrelang haben meine Kollegen, die an diesem Virus forschen, um ausreichende Forschungsgelder kämpfen müssen, aber weil jetzt Tausende in Afrika an dem Virus sterben, werden nun endlich Millionenbeträge in diese Forschung investiert.“
Kein Hirngespinst
Unwahrscheinlich ist das von den BNI-Forschern befürchtete ein Szenario nicht, denn die Mückenarten, die den Viren in ihren Heimatländern als Überträger dienen, richten sich dank Klimawandel auch in unseren Breitengraden gerade häuslich ein und verbreiten sich dabei weitläufig. Bringen dann etwa viele Urlauber einen Erreger als ungeplantes Souvenir aus Afrika, Asien und Südafrika mit, wie es immer wieder vorkommt, und werden hier gestochen, könnte sich das Virus auch hierzulande ausbreiten.
In den USA stellt das West-Nil-Virus das Gesundheitssystem mit Millionen Infizierten und jährlichenAusbrüchen bereits vor enorme Herausforderungen. „Wenn irgend möglich, müssen wir verhindern, dass sich das bei uns wiederholt“, warnt Tannichs Kollege Jonas Schmidt-Chanasit vom BNI.
Mehr zum Thema in der aktuellen Technology Review (im Heise-Shop erhältlich):
(vsz)