Neuartige Beschichtungen verhindern Bakterienbewuchs
Biofilme in Krankenhäusern und Industrieanlagen sind eine große Gefahr für die Gesundheit. Forscher wollen ihre Bildung nun von vornherein verhindern.
Was haben Glibber im Abflusssieb und klebrige Plaque auf den Zähnen gemeinsam? In beiden Fällen handelt es sich um einen undurchdringbaren, klebrigen Schutzschleim von Bakterien. Mit dem sogenannten Biofilm schotten sich diese und viele andere Bakterien gegen schädliche Umwelteinflüsse ab. Das vom Bundesforschungsministerium geförderte Forschungsprojekt ChemBiofilm will nun eine neue Strategie zur Bekämpfung der bakteriellen Schutzschilde zu entwickeln, berichtet Technology Review in seiner Mai-Ausgabe (seit Donnerstag am Kiosk oder online bestellbar).
"Wenn Biofilme einmal da sind, ist es bereits zu spät", sagt Professor Wolfgang Streit von der Universität Hamburg, der das Programm koordiniert. Deshalb wollen die Forscher die Bakterien daran hindern, den Schutzschleim überhaupt zu bilden. "Wir schätzen, dass Biofilme jedes Jahr bei etwa 100.000 Patienten mit Implantaten Infektionen verursachen", sagt Holger Rohde vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), einer der Forschungspartner bei ChemBiofilm.
Am besten ist es, die Besiedlung von vornherein zu unterbinden. Um das zu schaffen, hat Rohde den Biofilm verschiedener Bakterienarten genau unter die Lupe genommen. "Wir wollten wissen, weshalb er vom Immunsystem nicht zerstört werden kann." Auch Antibiotika und andere Wirkstoffe können den Schleim nicht komplett durchdringen oder dauerhaft abbauen. Rohde fand lange Zuckerketten, die wie eine Art klebriges Kettenhemd funktionieren, und identifizierte Gene, die für seine Bildung sorgen.
Das Ziel ist, eine störende Substanz als feste Beschichtungen in Kanülen oder Rohre zu integrieren. So muss sie nicht wie ein Desinfektionsmittel immer wieder neu aufgesprüht werden. Im Rahmen von ChemBiofilm laufen deshalb auch Untersuchungen, wie gut sich die Enzymkandidaten auf Testflächen wie Schläuchen und Glas verankern lassen und wie lange sie dort haften.
Mehr zum Thema in Technology Review online:
(bsc)