Neue Rolle für Regierungen bei Netzverwaltung?

Beim morgigen Treffen der ICANN sollen die Aufgaben der Regierungen in der Netzverwaltung erweitert werden. Die Einführung neuer Top Level Doimains sorgt zudem für reichlich Diskussionsstoff.

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Von
  • Monika Ermert

Regierungsvertreter aus aller Welt wollen beim Treffen der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) ab morgen in Seoul die zukünftige Rolle der Regierungen neu definieren. Eine veränderte Rolle des Regierungsbeirats (Government Advisory Committee, GAC) in der ICANN steht zwar seit längerem zur Debatte. Mit der Verabschiedung der von ICANN und dem US-Handelsministerium Ende September unterzeichneten Verpflichtungserklärung (AoC) kommen aber auch strukturell neue Aufsichtsaufgaben auf die Regierungen in der Netzverwaltung zu. Aus dem GAC, so Beobachter, werde ein GOC (Government Oversight Committee).

Das AoC löste den Vertrag zwischen Handelsministerium und Netzverwaltung ab. In insgesamt vier neuen Aufsichtsgremien sollen Regierungsvertreter gemeinsam mit der Wirtschaft und Nichtregierungsorganisationen die Arbeit der ICANN regelmäßig unter die Lupe nehmen. Gleich zwei geschlossene Sitzungen widmen die Regierungen der Aussprache darüber, wie sie zum Beispiel die notwendigen Vertreter für die Überprüfung von Transparenz, Sicherheit, Wettbewerb und die Einhaltung der Who-is-Regeln bestimmen werden. Einzelne Regierungen haben aber auch angekündigt, dass der GOC noch nicht das Ende der Internationalisierung von ICANN sein könne, vielmehr gehöre auch die Internationalisierung der Aufsicht über die Rootzone dazu.

Die ICANN-Agenda für das offiziell fünf Tage dauernde Seoul-Treffen ist darüber hinaus mit Debatten um die Einführung der neuen Top Level Domains gefüllt. Am Ende kommender Woche wird ICANN aller Voraussicht nach über den Start von nicht-lateinischen Top Level Domains für einzelne Länder entscheiden. Ab Mitte November soll ein sogenanntes Schnellverfahren insbesondere Sprachgemeinschaften in der arabischen und asiatischen Welt rasch zu TLDs verhelfen, die komplett in der jeweiligen Schrift dargestellt werden. Spannend wird es dagegen für die übrigen neuen TLDs: Verschiedene technische Experten verlangen inzwischen, diese zurückzustellen, bis auf DNS Security Extensions (DNSSEC) basierende Signaturen in der Rootzone eingeführt sind. Eine Studie riet zuletzt davon ab, zahlreiche neue TLDs und die komplizierten Signaturen zugleich einzuführen.

Auf Anfrage von heise online sagte Vint Cerf, früherer Vorsitzender des ICANN-Vorstands und jetzt Google Evangelist, er sehe kein Problem. "Die Rootzone kann signiert werden, völlig unabhängig von der Zahl der TLDs", teilte Cerf mit, "natürlich innerhalb gewisser Grenzen." Tausende neuer TLDs brächten allerdings insbesondere administrative Probleme mit sich, meint Cerf. Soll heißen, vor allem auf die Techniker und Juristen des ICANN und auch die Aufseher beim Handelsministerium kommt ein Haufen Arbeit zu. Letztere überprüfen jede größere Veränderung, bevor sie in der zentralen Rootzone eingetragen werden darf.

(uk)