Ökostrom-Umlage: Bürger müssen für Energiewende mehr bezahlen
Die Ökostrom-Umlage steigt auf einen Rekordwert. Ein durchschnittlicher Haushalt muss 2014 höheren Kosten von mehr als 60 Euro rechnen.
Die Verbraucher müssen ab Januar mit spürbaren Strompreiserhöhungen rechnen. Die über den Strompreis zu zahlende Umlage zur Förderung erneuerbarer Energien steigt um einen Cent und wird für 2014 auf den Rekordwert von 6,240 Cent je Kilowattstunde festgesetzt, teilten die vier Übertragungsnetzbetreiber mit, die für die Verwaltung der Förderzahlungen zuständig sind.
Das Unternehmen TransnetBW aus Baden-Württemberg war in diesem Jahr federführend dafür verantwortlich, die neue Umlage zu berechnen. Derzeit liegt sie bei 5,277 Cent. Kurz vor der Veröffentlichung war die Zahl noch einmal verändert worden, ursprünglich war von 6,3 Cent je Kilowattstunde für das kommende Jahr ausgegangen worden.
Ein durchschnittlicher Haushalt muss damit 218 Euro im Jahr für die Ökostrom-Umlage bezahlen – das sind 34 Euro mehr als bislang. Hinzu kommen noch steigende Mehrwertsteuereinnahmen sowie höhere Netzentgelte, so dass bei 3500 Kilowattstunden Jahresverbrauch nach Berechnungen des Vergleichsportals Verivox mit 67 Euro mehr zu rechnen ist. Eine Familie mit 4000 kWh Verbrauch im Jahr muss mit 76 Euro mehr rechnen, für Großfamilien (6000 kWh/Jahr) können es 112 Euro mehr werden.
Allerdings können die Erhöhungen auch weit geringer ausfallen, da dank des steigenden Ökostromanteils die Preise im Stromeinkauf stark gefallen sind – bisher wird dieser Effekt meist aber nur unzureichend weitergegeben, kritisieren Verbraucherschützer. Der Vertriebsvorstand des Versorgers EnBW, Dirk Mausbeck, betonte: "Die Preise für Haushaltsstrom bleiben für die große Mehrzahl der EnBW-Kunden voraussichtlich bis weit ins Jahr 2014 stabil." Die niedrigeren Großhandelspreise wirkten sich jetzt stärker in der Kalkulation aus.
Betreiber von Solaranlagen, Windrädern und Biogasanlagen erhalten auf 20 Jahre garantiert eine feste Vergütung. Sie ist je nach Anschlussdatum unterschiedlich hoch – inzwischen gibt es rund 4000 Vergütungskategorien. Über die Umlage wird die Differenz zwischen dem am Markt für den Strom erzielten Preis und dem festen Vergütungssatz auf die Stromkunden abgewälzt. Da die Preise an der Strombörse massiv gefallen sind, wachsen diese Differenzkosten. Rund die Hälfte des Anstiegs um rund einen Cent entfällt auf diesen Sondereffekt, nur 0,15 Cent entfalle auf den Zubau neuer Windparks und Solaranlagen, betonte der Bundesverband erneuerbare Energien.
Die Wirtschaft mahnte eine rasche, radikale Reform an. "Bereits jetzt kostet die EEG-Umlage jeden Tag 56 Millionen Euro, davon trägt die Wirtschaft fast 30 Millionen Euro", sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) Markus Kerber. Mit der neuen Umlage muss auch ein Minusbetrag von 2,2 Milliarden Euro auf dem Vergütungskonto im laufenden Jahr ausgeglichen werden. Für 2014 wird mit einem Umlagebetrag von 21,26 Milliarden Euro gerechnet – seit Bestehen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) sind rund 100 Milliarden Euro geflossen.
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) ist Nutznießer der auf einen Rekordwert steigenden Ökostrom-Umlage. Denn dadurch steigen die Mehrwertsteuereinnahmen im Strombereich, wie eine Berechnung der dpa ergab. Bei einem jährlichen Stromverbrauch in privaten Haushalten von derzeit 139 Terawattstunden und 1,19 Cent Mehrwertsteuer auf künftig 6,240 Cent Umlage summieren sich die Mehrwertsteuereinnahmen aus diesem Posten 2014 auf rund 1,65 Milliarden Euro. Bisher sind es rund 1,4 Milliarden Euro Steuereinnahmen durch die Umlage. Daher fordert etwa die SPD, die Stromsteuer, die weiterer Bestandteil des Strompreises ist, entsprechend zu senken. (anw)