Oracles Software- und Hardware-Geschäft schwächelt

Zum ersten Mal seit zwei Jahren verfehlt der SAP-Rivale Oracle die hochgesteckten Erwartungen der Börsianer. Das Geschäft mit neuen Lizenzen verläuft schleppend, Server- und Storage-Verkäufe gehen zurück.

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Von
  • Jürgen Kuri

Während das Geschäft beim deutschen Software-Konzern SAP zuletzt glänzend lief, schwächelt der US-Erzrivale Oracle überraschenderweise: Das vom streitbaren Milliardär Larry Ellison geführte Unternehmen verfehlte im zweiten Geschäftsquartal (September bis November) deutlich die Erwartungen der Analysten. Am Dienstagabend in den USA stürzte die Aktie nachbörslich um rund 9 Prozent ab. Analysten äußerten erste Befürchtungen, das sei ein Signal für den gesamten Hightech-Sektor, der von den Oracle-Zahlen in Mitleidenschaft gezogen werden könnte.

Der Umsatz legte um magere 2 Prozent auf 8,8 Milliarden Dollar zu. Börsianer sind hier prozentual zweistellige Sprünge von Oracle gewohnt; Oracle hatte ein Umsatzwachstum von 5 bis 9 Prozent prophezeit. Doch der Konzern konnte die Verkäufe von Software-Lizenzen gegenüber dem Vorjahreszeitraum kaum noch steigern: Verkäufe neuer Lizenzen wuchsen um 2 Prozent auf 2 Milliarden US-Dollar; Oracle hatte hier eine Steigerung um 6 bis 16 Prozent erwartet.

Das mit Sun zugekaufte Hardware-Geschäft schrumpfte sogar: Die Verkäufe von Servern und Storage-Systemen gingen um 14 Prozent auf 953 Millionen US-Dollar zurück. Zwar hatte Oracle nach eigenen Angaben aufgrund der Bereinigung der Hardware-Produktpalette mit geringeren Umsätzen gerechnet, aber nicht in dieser Größenordnung.

Unterm Strich stieg der Gewinn aber dank Einsparungen immerhin noch um 17 Prozent auf 2,2 Milliarden Dollar. Dies lag aber unter Oracles eigenen Prognosen für den Gewinn im abgelaufenen Quartal.

Oracle nannte zunächst keine genauen Gründe für das enttäuschende Abschneiden; die Firma merkte lediglich an, dass Kunden Investitionen aufgeschoben hätten. Im Server-Geschäft habe dies unter Umständen daran gelegen, dass Kunden die Einführung des neuen SPARC-Prozessors T4 abgewartet hätten. Dies alles habe dazu geführt, dass die Verkäufe im Softwaregeschäft nicht wie erwartert gewachsen, der Umsatz mit Servern dagegen stärker als erwartet gesunken sei. Möglicherweise schlagen sich aber auch die Unsicherheiten der Schuldenkrise nieder. Oracle hat als weltgrößter Anbieter von Datenbanken viele Kunden in der gebeutelten Finanzwelt sitzen. Der Konzern konnte die Anleger nicht einmal mit der Ankündigung beruhigen, für weitere 5 Milliarden Dollar eigene Aktien zurückkaufen zu wollen. Das treibt üblicherweise den Kurs.

Oracle fährt seit Jahren einen rasanten Wachstumskurs mit Zukäufen am laufenden Band. Neben so bekannten Softwarefirmen wie Siebel oder PeopleSoft verleibte sich Oracle für 7,4 Milliarden Dollar auch den Server-Spezialisten Sun Microsystems ein. Bislang schien die Strategie auch aufzugehen. Zuletzt hatte Oracle nach den Daten des Finanzdienstleisters Bloomberg vor zwei Jahren die Erwartungen enttäuscht. (mit Material von dpa) /

(jk)