PC-Entseucher verzeichnen Erfolge in Deutschland

Auf den Internet Security Days hat der eco-Verband der deutschen Internetwirtschaft eine Statistik präsentiert, laut der die Zahl der verseuchten und zu kriminellen Zwecken missbrauchten PCs deutlich zurückgegangen ist – zumindest hierzulande.

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"Es ist uns gelungen, Deutschland aus der unrühmlichen Liste der Top-5-Länder, von denen schädliche Internet-Aktivitäten ausgehen, herauszuholen", lobt Michael Rotert seinen eco-Verband. Der Vorstandsvorsitzende nutzte den Auftakt der Internet Security Days in Brühl bei Köln, Zahlen aus dem Halbjahresbericht des Anti-Botnet-Beratungszentrums vorzustellen. Statt bisher auf Platz 4 steht Deutschland nun auf Platz 7. Bei Bot-Infektionen gelang es gar, in der Schlechtesten-Liste von Platz 2 auf Platz 8 zu fallen. Auf der Hitliste aller Computer-Zombie-Länder, im zweiten Quartal 2010 noch auf Platz 10, bekleidet Deutschland ein Jahr später Rang 26.

Nun war in den vergangenen beiden Jahren generell ein Rückgang des Spam-Aufkommens und damit der Hauptaktivität der Botnetze zu beobachten, ergab eine Kurzanalyse, die Pallas für den eco-Verband erstellt hat. Als Ursachen dafür gelten erfolgreiche Maßnahmen gegen einzelne Botnets wie Waledac, Mariposa, Pushdo/Cutwail, Bredolab, Rustock und Coreflood. Nach der Rustock-Abschaltung war jedoch wieder eine massive Neugenerierung von Zombies zu beobachten. Dem Pallas-Bericht zufolge hat deren Zahl im ersten und zweiten Quartal 2011 von vorher weltweit 6 Millionen auf durchschnittlich etwas über 8 Millionen respektive 10 Millionen zugenommen. Jedoch "machten die deutschen Zombies den internationalen Wachstumstrend in 2011 nicht mit": Die neue Malware-Welle Anfang Q2 verpuffte hier offenbar ohne sichtbare Wirkung. Entgegen dem weltweiten Trend registrierte Pallas hierzulande eine Abnahme der Zahl verseuchter PCs von 360.000 im dritten Quartal 2010 auf "nur" noch unter 100.000.

Nach übereinstimmenden Berichten von Anti-Spam- und Anti-Viren-Dienstleistern, aber auch dem iX-Projekt "NiX Spam" steigt die Belastung derzeit allerdings wieder deutlich. Der E-Mail-Sicherheitsanbieter eleven, vor Ort auf den Internet Security Days vertreten, nimmt sogar an, dass schon wieder 70 bis 80 Prozent des alten Niveaus erreicht sind. Eine wachsende Professionalisierung mache es zudem immer schwieriger, betrügerische und Malware-verseuchte Mails als solche zu erkennen. Zudem drohen Link-Verkürzer, die URL-Filter in Anti-Spam-Systemen zu umgehen. Nicht ganz uneigennützig sieht man bei eleven angesichts der wachsenden Verbreitung von IPv6 und der damit ermöglichten Nutzung von Einmal-IP-Adressen zum Spam-Versand Blacklists zur Spam-Bekämpfung als Auslaufmodell.

Eine leichte Zunahme des Spam-Aufkommens in jüngerer Zeit will Pallas-Geschäftsführer Kurt Brand nicht in Abrede stellen. Der Leiter der Kompetenzgruppe Sicherheit bei eco ist aber überzeugt, dass das einstige Niveau nicht mehr erreicht wird. Allerdings würden die einzelnen Spam-Angriffe vermutlich intelligenter. Dass die Spam-Belastung hierzulande erst einmal abgenommen hat, rechnen sich die eco-Vertreter auch ein wenig selbst an. Denn die im Herbst vergangenen Jahres eingerichtete Botfrei-Website verzeichnete bis Mitte 2011 über 1,2 Millionen Besucher und mehr als 6 Millionen Seiten-Aufrufe. Der dort kostenlos bereitgestellte "DE-Cleaner" wurde über 710.000-mal heruntergeladen. Dabei soll sich gezeigt haben, dass befallene PCs – die meisten davon unter Windows XP – durchschnittlich rund sieben Schädlinge beherbergten. (un)