Pakistan: Twitter für mehrere Stunden blockiert
Am Sonntag war in Pakistan für mehrere Stunden der Zugang zu Twitter gesperrt. Als Grund wurde ein Mohammed-Karikaturenwettbewerb angegeben, doch es wird auch spekuliert, ob es sich um einen Testlauf gehandelt hat.
In Pakistan war der Mikroblogging-Dienst Twitter am Sonntag für insgesamt 12 Stunden auf Ersuchen des Ministeriums für Informationstechnologie gesperrt. Das berichtet unter anderem die Times of India. Hintergrund für die Maßnahme sei die Weigerung von Twitter gewesen, Tweets über einen Wettbewerb zu Mohammed-Karikaturen auf Facebook zu entfernen. Ein Sprecher der Pakistanischen Telekommunikationsbehörde (PTA) habe am Sonntag mitgeteilt, dass Facebook eingewilligt habe, die Inhalte zu löschen. Twitter dagegen habe auf die Anfrage nicht geantwortet.
Der pakistanische Innenminister Rehman Malik erklärte am Sonntag per Twitter, er habe mit Premierminister Yousaf Raza Gillani über die Blockade und die Kritik der Nutzer gesprochen. Der habe daraufhin angeordnet, dass der Zugang wieder freigegeben werden soll. Darüber sei auch mit dem Minister für Informationstechnologie geredet worden. Nachdem er das Ende der Sperre verkündet hatte, appellierte der Innenminister in mehreren Tweets an die Nutzer, keine anti-islamischen Inhalte auf der Plattform zu veröffentlichen und die muslimische Religion zu respektieren
Heftige Kritik an der Blockade äußerte die bekannte Parlamentarierin Bushra Gohar. Der Bann sei skandalös und eine Verletzung von Menschenrechten. Gegenüber der US-Tageszeitung The Christian Science Monitor sagte sie, der Staat agiere, als sei die Öffentlichkeit ein straffälliges Kind, das kontrolliert werden müsse. Pakistan sei eine Demokratie und keine Diktatur, aber es fühle sich eher an wie Letzteres.
Angesichts der Blockade des in Pakistan beliebten Dienstes, den auch prominente Politiker nutzen, gibt es jetzt auch Spekulationen über andere Hintergründe. So wird der pakistanische Internetaktivist Shahzad Ahmad ebenfalls in The Christian Science Monitor mit der Vermutung zitiert, dass die Aktion ein Testlauf gewesen sei und weniger mit den Karikaturen zu tun gehabt habe. Als Beleg führt er an, dass es mehrere ähnliche Inhalte auf Facebook und Youtube gebe, die weiter zugänglich sind. Angesichts baldiger Wahlen in dem Land, sei in Wahrheit getestet worden, wie die Reaktionen auf solche Zensurmaßnahmen ausfallen würde. Die nächsten Parlamentswahlen in Pakistan stehen 2013 an, aber derzeit gibt es immer wieder Spekulationen über vorgezogene Neuwahlen. (mho)