Planview (USA) schluckt Projectplace (Schweden)

Der schwedische Anbieter des Projektmanagement-Webdiensts Projectplace wird zur 100-prozentigen Tochter des US-Softwarehauses Planview. Produktlinien und Rechtslagen beider Unternehmen sollen davon unbetroffen bleiben.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 8 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Hans-Peter Schüler

Der schwedische Entwickler und Anbieter des Webdiensts Projectplace gab am heutigen Mittwoch seine Übernahme durch das US-amerikanische Softwarehaus Planview bekannt. Beide Unternehmen sind auf Software spezialisiert, mit der Firmenkunden ihre Arbeitsmittel übers Internet verwalten können. Bei Planview lag der Schwerpunkt bislang auf der Planung und Bewertung von Projekt- und Investment-Portfolios, während Projectplace einen Webdienst fürs kooperative Projektmanagement anbietet. Einzelheiten über den Übernahmepreis wurden nicht verlautbart.

"Durch das Zusammenführen beider Angebote helfen wir Kunden, ihr Geschäft durch bessere Nutzung ihrer begrenzten Ressourcen vorwärts zu bringen", begründet Greg Gilmore, CEO von Planview, den Zusammenschluss. Auch Projectplace-Chef Johan Zetterström will seinen Kunden zu besseren Wachstumschancen verhelfen, und beide Manager frohlocken, die neue Company werde einen Jahresumsatz von mehr als 125 Millionen US-Dollar erzielen.

So viel zum Zusammenschluss. Andererseits heißt es in der Pressemitteilung, beide Software-Marken sollten unverändert als getrennte Geschäftszweige fortbestehen. Nicht ohne Grund: Ein prominentes Argument, mit dem Projectplace seine Dienste bewirbt, heißt Vertrauen, im O-Ton: Security, trust and assurance. Die Projectplace-Dienste seien abgesichert gegen Zugriffe aufgrund ausländischer Vorschriften, etwa des United States Patriot Act, heißt es auf der Webseite.

"Obwohl sich Projectplace jetzt vollständig im Besitz von Planview befindet, sind wir immer noch eine eigenständige Rechtseinheit, eine schwedische Firma mit Sitz in Stockholm", ließ Zetterström auf Anfrage von heise online erklären. Kundenkontrakte seien nach wie vor durch schwedisches Recht und EU-Datenschutzrichtlinien geprägt. In der Praxis könnten Mitarbeiter der neuen Muttergesellschaft gar keine Nutzerdaten von Projectplace preisgeben, weil sie gar keinen technischen Zugriff auf die Datenbank hätten.

Wie wirksam sich ein Unternehmen faktisch gegen amerikanische Datengelüste wehren kann, ist derweil nur schwer abzuschätzen. Beispielsweise Microsoft hatte entsprechenden Befürchtungen seiner europäischen Kundschaft gezielt entgegengewirkt, indem es Data Centers für deren Azure- und Office-365-Kontrakte wohlweislich unter der Ägide von Microsoft Ireland in Dublin ansiedelte. Geholfen hat es den Nutzern indes nicht, wie der England-Chef des Unternehmens einräumen musste. Selbst die sogenannten Gag Orders, denen zufolge US-Unternehmen ihren Kunden nicht einmal mitteilen dürfen, wenn sie deren Daten an US-Behörden ausgeliefert haben, sind zurzeit noch Gegenstand mehrerer Gerichtsverfahren.

Ein Ziel der Übernahme dürfte darin bestehen, zum Beispiel Projectplace-Kunden im Gefolge auch zu Planview-Kunden zu machen. Selbst wenn die Schweden US-behördliche Anfragen womöglich besser abwehren können als Microsoft, könnten die kombinierten Service-Angebote den Datenschutz recht unübersichtlich beeinflussen. (hps)