Pro Google-Entflechtung: Internet statt Google-Net

Das Europaparlament fordert eine Entflechtung von Google. Das ist ein notwendiger Schritt. Die zunehmende Verflechtung von Suchmacht und eigenen Inhalten gefährdet Wettbewerb und Vielfalt im Netz, meint Stefan Mey.

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Google

(Bild: dpa, Oliver Berg)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Stefan Mey

Google = Trefferliste + Textanzeigen. Von diesem schlichten Modell hat sich der Suchkonzern mittlerweile weit entfernt. Google tritt in immer mehr Bereichen selbst als Inhalte-Anbieter auf. Die eigenen Angebote platziert der Konzern dabei unbekümmert oberhalb der eigentlichen Trefferliste. Das EU-Parlament will das nicht länger zulassen. Recht so!

Bei Google Maps ist das Modell bekannt: Wer nach einer konkreten Adresse sucht, sieht an oberster Stelle einen großen, bunten Ausschnitt der Google-Karte. Ähnlich ist es mittlerweile bei der Suche nach Musik: Ein großer Screenshot lockt den Nutzer direkt zu Youtube – die Wettbewerber Vimeo, Myvideo oder Clipfish können einpacken. Eine direkte Konkurrenz erlebt seit einiger Zeit auch der Reisemarkt. Bei Fragen nach Flügen oder Hotels platziert Google rotzfrech die eigenen Vergleichsportale Google Flights und Google Hotel Finder über allen anderen Treffern.

Ein Kommentar von Stefan Mey

Stefan Mey hat Publizistik und Soziologie studiert. Seit drei Jahren ist er hauptberuflich freier Journalist. Er interessiert sich für die ökonomische Seite des Internet: die großen Quasi-Monopole, die Non-Profits als Gegengewicht und die neuen Top Level Domains.

Darüber hinaus beantwortet Google Suchanfragen oft gleich selbst. Wer nach Wetter-Informationen sucht, sieht eine bunte Wetterkarte von Google, wer nach Sport-Ergebnissen Ausschau hält, eine interaktive Tabelle. Zu WM- und Olympia-Zeiten war die Karte so groß, dass sie selbst auf mittelgroßen Laptops die sonstigen Anbieter vom Bildschirm verdrängt hatte.

Für Anbieter führt das zwangsläufig zu Besucherverlusten. Das externe Flugvergleichsportal oder die Wetter-Informationsseite kann noch so einzigartige Inhalte bieten, sie haben keine Chance: Google Flights und die Google-Wetterkarte wird immer prominenter platziert sein. Im Bereich von Kartenmaterial gibt es kaum einen ernst zu nehmenden Wettbewerber von Google, das ambitionierte Crowdsourcing-Projekt OpenStreetMaps beispielsweise ist fast ausschließlich Nerd-Terrain. In den Bereichen Wetter, Sport und Reisen geht Google ähnlich vor.

Für Nutzer führt die Strategie mittelfristig zu weniger Vielfalt. Eine klare Trennung von Suchmaschine und Inhalten wäre deswegen vonnöten. Auch wenn der heutige Beschluss des EU-Parlaments faktisch eher symbolischer Natur war, war er richtig – und wichtig. Von mahnenden Worten wird sich Google nicht beeindrucken lassen. Die Politik muss Maßnahmen androhen und große Töne über den großen Teich spucken.

Das Thema muss auf der größtmöglichen Bühne verhandelt werden, denn es ist nicht nur ein Ärgernis für einige Anbieter und weinerliche Branchen-Manager. Der offensichtliche Missbrauch des Quasi-Monopols auf dem Suchmarkt gefährdet auf Dauer die ökonomische und inhaltliche Vielfalt im Internet.

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(axk)