Quad-Core-Neuling von Huawei
In dem in Barcelona vorgestellten angeblich schnellsten ARM-Prozessor der Welt steckt vergleichsweise betagte Technik. Dennoch ist der SoC K3V2 ein großer Sprung für Huawei.
In dem am Sonntagabend im Vorfeld des Mobile World Congress in Barcelona von Huawei erstmals gezeigten System-on-Chip K3V2 stecken vier Cortex-A9-Kerne von ARM – genau wie im Tegra 3 von Nvidia. Doch der K3V2 soll diesen laut Benchmarks von Huawei um 30 bis 50 Prozent übertrumpfen. Primärer Grund dafür könnte das Speicher-Interface sein: Während der Tegra 3 den RAM mit nur 32 Datenleitungen anbindet, sind es beim K3V2 64 – vermulich organisiert in 2×32 Bit.
Die Erwähnung eben dieser 64 Bit dürfte übrigens auch der Grund für die Spekulationen um die 64-Bit-tauglichkeit des Prozessors sein. Doch dem Cortex-A9 liegt die 32-Bit-Architektur ARMv7 zugrunde. Der Befehlssatz hat (erst einmal) nichts mit der Breite der Speicheranbindung zu tun. 64-Bit will ARM erst mit der 2011 präsentierten ARMv8-Architektur einführen. Über die Kerne ist bislang außer den Codenamen Apollo und Atlas wenig bekannt.
K3V2 entsteht in einem 40-nm-Low-Power-Prozess bei TSMC und passt in ein quadratisches Chipgehäuse mit 12 mm Kantenlänge. Mobilfunkmodems sind nicht integriert. Zum Vergleich: Die kommenden Chips von Qualcomm, Samsung und Texas Instruments haben bereits 28-nm-Strukturen und verwenden nicht (mehr) die Standard Cortex-A9-Kerne von ARM. Qualcomm hat mit Krait selbst am Kern gefeilt, während Texas Instruments (OMAP5) und Samsung (Exynos 5) bereits auf den Cortex-A15 setzen.
Dennoch ist K3V2 ein großer Sprung für Huawei. Das Unternehmen hat zudem große Pläne und will binnen eines Jahres ein System-on-Chip mit Cortex-A15 und -A7 – also ARMs Big-Little-Konzept aber immer noch ARMv7 – präsentieren.
Dass der K3V2 den Tegra 3 in zumindest einigen Benchmarks schlagen kann, klingt plausibel, doch ob er tatsächlich – wie von Huawei postuliert – der schnellste ARM-Prozessor überhaupt ist, muss sich noch zeigen. Immerhin verspricht Texas Instruments, ihr OMAP5 mit zwei Cortex-A15-Kernen würde locker mit Quad-Cores fertig. Auch zu der Aussage der 32-bit-True Color-Grafikprozessor sei branchenweit unerreicht lässt sich noch wenig sagen. Außer dass er aus 16 Cores bestehen soll, verrät Huawei noch wenig. (bbe)