Retro-Rechner-Ausstellung mit Reparaturservice

In Berlin findet heute und morgen die Ausstellung "Classic Computing" statt

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Von
  • Peter MĂĽhlbauer

Der Verein zum Erhalt klassischer Computer (VzEkC) veranstaltet heute und morgen jeweils ab 10 Uhr im Pergamon-Palais in Berlin Mitte die ohne Eintrittsgeld zugängliche Ausstellung Classic Computing, bei der mehrere Hundert funktionsfähige Minicomputer, Homecomputer und Videospielsysteme aus den 60er, 70er, 80er und 90er Jahren bewundert, angefasst und benutzt werden können. Dazu gibt es Workshops, Vorträge und einen Reparaturservice, bei dem Experten des Vereins defekte Retro-Rechner durchmessen, diagnostizieren und kostenlos instand setzen. Voraussetzung ist allerdings, dass dies noch möglich ist und dass es sich um wirkliche Sammlerstücke handelt. Die Grenze hierfür setzt man etwa beim Baujahr 2000 an.

Eines der Glanzstücke der Ausstellung ist ein mechanisches Fernsehermodell aus den 1930er Jahren, das ein Vereinsmitglied nachgebaut und so modifiziert hat, dass es DVDs abspielt. An Computerklassikern werden unter anderem alle Amigas und die gesamte Atari-Serie bis hin zum Falcon gezeigt. Von Apple präsentiert man nicht nur den bekannten IIer, sondern auch den 1980 erschienenen IIIer, von dem es weltweit nur noch 30 oder 40 Stück gibt, die mit nicht nachgebrannten Originalchips laufen. Die Geräte hatten sehr häufig Überhitzungsprobleme, weil Steve Jobs sich bis 1983 weigerte, einen Lüfter einzubauen. Ebenfalls vorgeführt wird der Apple Lisa, der erste kommerzielle Rechner mit Maus und grafischer Bedienoberfläche. Das Adjektiv "kommerziell" kann für ihn allerdings nur mit Einschränkung verwendet werden, weil sich dieser Computer kaum verkaufte. Erst sein Nachfolger, der Macintosh, wurde zu einem großen Erfolg.

Heute Abend erwartet die Besucher darüber hinaus eine Party zum zehnjährigen Jubiläum der Veranstaltung, bei der drei Bands spielen und Musiker mit alten Computern live "Chip Tunes" erzeugen. Mitveranstalter der Classic Comuting ist in diesem Jahr der Fachbereich Medienwissenschaft an der Berliner Humboldt-Universität, der ebenfalls zehn Jahre alt wird. Auch dort beschäftigt man sich in Forschung und Lehre mit der Geschichte solcher Geräte beschäftigt und sammelt klassische Computer. Der dort tätige Medienwissenschaftler Dr. Stefan Höltgen sieht die Ausstellung auch als Möglichkeit, auf das medienarchäologische Forschungsprogramm an der Humboldt-Universität aufmerksam zu machen, in dessen Rahmen die Entwicklung der Rechentechnik und ihre Auswirkungen auf das Denken und die heutige Medienlandschaft untersucht werden.

(pem)