Reuters Instititute: Mobiler Nachrichtenkonsum und Adblocking steigen

Gerade jüngere Konsumenten informieren sich zunehmend bei Facebook. Fernsehsender sind in Deutschland die wichtigste Informationsquelle.

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Reuters Instititute: Mobiler Nachrichtenkonsum und Adblocking steigen
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Von
  • Torsten Kleinz
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Während das Interesse an Nachrichten gerade in der jüngeren Zielgruppe abnimmt, verschiebt sich der Konsum immer weiter ins Internet. Nach einer Untersuchung des Reuters Institute for the Study of Journalism nutzen inzwischen 12 Prozent der Befragten soziale Medien wie Facebook mittlerweile als Haupt- Informationsquelle. In der Zielgruppe der 18 bis 24jährigen sind es gar 28 Prozent. Im Vergleich: Nur noch 24 Prozent in dieser Altersgruppe bezeichneten Fernsehen als primäre Quelle für Nachrichten. Mehr als die Häfte der Befragten nutzt das Smartphone, um sich über Aktuelles zu informieren.

Nachrichtenquellen nach Medium: In Deutschland ist der Fernseher noch Informations-Medium Nummer 1, in vielen anderen Ländern ist es das Netz

(Bild: Reuters Institute for the Study of Journalism)

Zu der Studie, die das britische Institut seit 2012 durchführt, wurden über 50000 Nutzer in 26 Ländern befragt, darunter die USA, Großbritannien, Deutschland und Japan. In Deutschland wurden die Studienergebnisse zusätzlich vom Hans-Bredow-Institut ausgewertet. Ergebnis der Studie: Insbesondere der Nachrichtenkonsum auf dem Smartphone ist stark angestiegen. In Großbritannien überholten die Zugriffe auf Nachrichtenangebote per Mobilgerät inzwischen sogar die Desktop-Zugriffe.

Der Einsatz von Adblockern steigt international stark an. Deutschland liegt im Mittelfeld (U35 = Unter-35-Jährige).

(Bild: CC-BY 3.0 Quelle: Reuters Institute for the Study of Journalism )

Die Studie zeigt auch die zunehmende Verbreitung von Adblockern. International verwendet mittlerweile die Mehrheit der 18- bis 24-jährigen einen Werbeblocker. Am höchsten war die Adblocker-Quote in Polen mit 38 Prozent über alle Altersgruppen, am geringsten in Korea mit 12 Prozent und Japan mit nur 10 Prozent. Deutschland liegt mit 24 Prozent der Befragten im Mittelfeld. Allerdings haben im Schnitt bisher nur 8 Prozent der Befragten auch auf dem Smartphone einen Werbeblocker installiert.

Grund für die Installation der Filter-Programme ist nach der Befragung meist die hohe Anzahl der Werbeeinblendungen und die nervenden Werbeformen. Gleich danach kommt die Sorge um die eigene Privatsphäre. Das Ausweichen vieler Publisher auf von Sponsoren finanzierte Formate wird vom Publikum ebenfalls überwiegend abgelehnt: So finden nur 30 Prozent der deutschen Befragten, dass diese Inhalte ausreichend gekennzeichnet seien.

Nur ein kleiner Anteil der Nutzer ist bisher bereit, für Online-Nachrichenangebote zu bezahlen

(Bild: Reuters Institute for the Study of Journalism )

Die Zahlungsbereitschaft für den Erhalt von Nachrichten ist jedoch im Vergleich bisher gering: Sie reicht von 27 Prozent in Norwegen bis zu 7 Prozent in Großbritannien. In Deutschland gaben 8 Prozent der Befragten an, im vergangenen Jahr etwas für Online-Nachrichten bezahlt zu haben.

Der zunehmende Preisdruck auf die Medien durch sinkende Anzeigenerlöse und mangelnde Akzeptanz sorgt in der Branche für Kopfzerbrechen. In einem Kommentar zu der Studie schildert Mark Thompson, CEO der New York Times die Lage mit drastischen Worten: Winter is coming. Der Verlag setzt angesichts der sinkenden Preise für Displaywerbung zunehmend auf gesponsorte Inhalte und Videos, die sich noch deutlich besser vermarkten lassen. Die Studie von Reuters zeigt aber, dass viele Konsumenten, die auf vielen Seiten zunehmend aggressiv eingebauten Videos bisher ablehnen.

Das Vertrauen in die Medienorganisationen ist international sehr unterschiedlich: So gaben 65 Prozent der Finnen an, den Medienorganisationen generell vertrauen zu können, jedoch nur 20 Prozent der Griechen. Deutschland ist mit 47 Prozent im oberen Mittelfeld. Allerdings sind 28 Prozent der Befragten der Ansicht, dass die Nachrichtenmedien in Deutschland nicht unabhängig von unzulässigem Einfluss von Politik und Regierung seien. Und 30 Prozent teilen die Meinung, dass Nachrichtenmedien dem unzulässigen Einfluss von Wirtschaft und Unternehmen unterliegen.

Zunehmend wichtig für den Medienkonsum sind Marken. Gerade Fernsehsender können ihren Wiedererkennungswert auch in sozialen Medien ausspielen. So beziehen 10 Prozent der befragten Amerikaner ihre Online-Informationen hauptsächlich vom umstrittenenen Sender Fox News. Die BBC kann bei 36 Prozent der Briten punkten.Während 73 Prozent der deutschen Online-Nutzer noch den Fernseher einschalten, um Nachrichtensendungen zu schauen, greifen 86 Prozent regelmäßig auf die verschiedenen Angebote der Rundfunkanbieter zurück. Aber auch neue Online-Plattformen setzen sich zunehmend durch: Jeweils 13 Prozent der Leser von Buzzfeed und Huffington Post bezeichneten die Angebote als ihre Hauptinformationsquelle.

Die Autoren sehen zwei gegenläufige Trends. "Auf der einen Seite verlieren die Publisher die Kontrolle über die Verbreitungswege von Nachrichten, während der Einfluss von Plattformen und Algorithmen steigt. Auf der anderen Seite beobachten wird, dass die Leute die traditionellen Nachrichtenmarken noch schätzen und sich mit ihnen identifizieren", heißt es in der Studie. (jo)