Satelliten-TV-Ausstrahlung: "Spotbeam" statt VerschlĂĽsselung

Der Satelliten-TV-Betreiber Astra strahlt die Fernsehprogramme des öffentlich-rechtlichen polnischen Senders Telewizja Polska zwar unverschlüsselt aus, begrenzt dafür aber das Empfangsgebiets auf Polen.

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Von
  • Nico Jurran

Damit Anwender außerhalb des angepeilten Empfangsgebiets ein Fernsehprogramm nicht anschauen können, müssen europäische TV-Sender wie der ORF ihr Programm bislang verschlüsseln. Nun hat Astra für den öffentlich-rechtlichen polnischen TV-Sender Telewizja Polska SA (TVP) auf der Hauptorbitalposition 19,2 Grad Ost, auf der sich auch die deutschen Sender tummeln, einen anderen Weg gefunden: Wie in der Pressemitteilung des Satellitenbetreibers nachzulesen ist, verwendet man einen "Spot Beam" auf ASTRA 1KR, mit dem Polen abgedeckt werden kann.

Im Klartext sorgt dies nach Einschätzung von Beobachtern dafür, dass sich das (in H.264 kodierte) TVP-Programm tatsächlich nur in Polen und dem Grenzgebiet (sogenannter "Spillover") empfangen lässt. Mag man im Osten Deutschlands den Sender auf der neuen Plattform noch empfangen, gibt es in einschlägigen Foren offenbar noch keine positiven Empfangsberichte aus der Mitte der Bundesrepublik (mit gewöhnlichen Schüsseln). Damit wäre der TVP-Empfangsbereich wesentlich stärker begrenzt als bei den britischen Sendern auf Astra 2D (28,2 Grad Ost). Bei diesem Satelliten kommt bereits seit einiger Zeit offiziell ein Spotbeam zum Einsatz, das Programm der BBC lässt sich aber in Teilen Deutschlands mit größeren Schüsseln empfangen.

Astra 1KR wurde bereits am im April 2006 gestartet; es handelt sich also nicht um einen Satelliten mit nagelneuer Technik. Laut Astra-Sprecher Markus Payer ließen sich wohl auch bei anderen Satelliten nachträglich der Empfangsbereich einschränken. Somit könnte dieses Verfahren für ARD, ZDF, RTL und ProSiebenSat.1, die ihre Programme unverschlüsselt ausstrahlen, durchaus interessant sein. Payer machte auf Nachfrage von heise online aber keine Angaben zu entsprechenden Plänen, sondern stellte lediglich fest, dass die Einrichtung von Spotbeams von der Nachfrage seitens der Sender abhängt. Denen sei die Technologie auch bekannt.

Beim ZDF zeigte man sich auf Nachfrage von heise online hingegen von der Möglichkeit, einen Spotbeam auf der Orbitalposition 19,2 Grad Ost einrichten zu können, überrascht. Man habe davon auch erst durch den Start der neuen TVP-Plattform erfahren; bislang habe man Spotbeams nur in Verbindung mit den britischen Inseln betrachtet. Eine Eingrenzung des Empfangsgebiets sei bislang nicht angedacht – und entspräche auch nicht der Linie des Senders. Vielmehr hielte man es für möglich, dass eine solche Einschränkung einen Verstoß gegen die EU-Richtline "Fernsehen ohne Grenzen" darstellen könnte. Nach Angaben des Sprechers würde die grenzüberschreitende Ausstrahlung von Sendungen sowieso praktisch nur Sportübertragungen betreffen, nicht aber Filmrechte – hier sei man bereits durch die Sprachbarriere geschützt. (nij)