Schwächere Aussichten: Infineon senkt Prognose

Infineon war lange als Sorgenkind bekannt. Noch in der ersten Jahreshälfte profitierte der Halbleiterhersteller kräftig vom Aufschwung und dem Umbau des Konzerns. Nun verdunkeln sich die Wolken am Konjunkturhimmel wieder. Infineon wird bescheidener.

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Von
  • dpa

Infineon hat nach drei glänzenden Quartalen in Folge überraschend schlechte Zahlen für die vergangenen drei Monate vorgelegt. In der Halbleiterbranche verdüstern sich die Zeichen, wie das Schlussquartal des Geschäftsjahres 2010/2011 (30. September) zeigt. Zugleich senkte der Halbleiterhersteller angesichts der sich abschwächenden Konjunktur den Ausblick für das jüngst gestartete erste Viertel des neuen Geschäftsjahres. Die Branche spürt als Zulieferer für viele Industrien das wirtschaftliche Auf und Ab besonders früh und gilt deswegen auch als Gradmesser für die Wirtschaftsentwicklung. Zugleich holte den Münchner Konzern die unrühmliche Vergangenheit der inzwischen pleitegegangenen Speicherchiptochter Qimonda ein.

Vor allem bei Industrie- und Sicherheitschips dürften sich die Kunden zurückhalten, während die Autobauer weiter für eine solide Nachfrage bei den Autochips sorgen, heißt es vom Konzern. Für das erste Geschäftsquartal rechnet der Dax-Konzern daher nun mit einem Umsatzrückgang im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich. Angesichts "konjunktureller Unsicherheiten in Anbetracht der europäischen Schuldenkrise", seien die Kunden zuletzt deutlich vorsichtiger geworden, heißt es in der Mitteilung.

Laut der vorläufigen Zahlen für das am 30. September abgelaufene vierte Quartal sank der Umsatz von 1,043 Milliarden im Vorquartal auf 1,038 Milliarden Euro. Der Konzern hatte ursprünglich mindestens einen unveränderten Umsatz in Aussicht gestellt und einen konstanten operativen Gewinn erwartet. Operativ verdiente Infineon im Schlussviertel 195 Millionen Euro und damit nun 17 Millionen Euro weniger als zwischen April und Juni. In der Halbleiterbranche zeichnete sich bereits eine Abschwächung ab, berichtete Sony jüngst, so dass die Japaner mit einem schlechten Weihnachtsgeschäft etwa bei Spielekonsolen rechnen.

Für das gesamte Geschäftsjahr dürften die Ergebnisse bei Infineon aber weiter neue Bestmarken setzen. "In einem zunehmend herausfordernden Marktumfeld haben wir uns im Vergleich zu unseren Wettbewerbern im vergangenen Quartal gut geschlagen", sagte Vorstandschef Peter Bauer. "Das Geschäftsjahr konnte Infineon mit Rekordumsätzen und -ergebnissen abschließen." Die Zahlen dazu präsentiert der Konzern am 16. November. Dann könnte es von Infineonchef Bauer auch neue Aussagen zum Geschäft 2012 geben. Im Sommer hatte er für das kommende Jahr noch ein hohes einstelliges oder gar zweistelliges Wachstum in Aussicht gestellt.

In den vergangenen Quartalen hatte der Konzern mit schöner Regelmäßigkeit seine Prognosen nach oben geschraubt. Der gekappte Ausblick ist nun der erste Wermutstropfen seit langer Zeit. An der Börse wurde die Nachricht dann auch mit Enttäuschung aufgenommen: Die Aktie verlor im Tagesverlauf 1,5 Prozent, während der Leitindex Dax deutlich im Plus notierte.

Für Ansprüche des Insolvenzverwalters der mittlerweile abgewickelten Speicherchiptochter Qimonda legte der Konzern im vierten Quartal 150 Millionen Euro zurück. Erst jetzt lasse sich eine Summe genauer beziffern, betonte ein Sprecher des Unternehmens. Die Qimonda-Pleite hatte Infineon 2009 beinahe mit in den Abgrund gerissen. (vbr)