Selbstfahrende Autos: Alphabet beschuldigt Uber des Geheimnisdiebstahls

Die Alphabet-Tochter Waymo beschuldigt Uber, sich unrechtmäßig an Waymos Geschäftsgeheimnissen zu bereichern. Ein ehemaliger Waymo-Mitarbeiter habe Kopien von 14.000 Dokumenten über Technik für selbstfahrende Autos zu Uber mitgenommen.

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Google-Auto

Der Gupf am Dach enthält das von Google/Waymo selbst entwickelte LIDAR-System. Uber soll sich die Baupläne widerrechtlich angeeignet haben.

(Bild: dpa, Google)

Lesezeit: 3 Min.

Anthony Levandowski auf dem Jahrestreffen des Transportation Research Board 2017

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Schwere Vorwürfe gegen Uber und dessen Manager Anthony Levandowski erhebt die Alphabet-Tochterfirma Waymo: Diebstahl von Geschäftsgeheimnissen, Patentverletzung und Unlauterer Wettbewerb im Bereich selbstfahrende Kraftfahrzeuge. Am Donnerstag hat Waymo bei einem US-Bundesbezirksgericht in San Francisco Klage erhoben.

Bis Anfang 2016 stand Levandowski in Alphabets Diensten. Er war einer der Manager der Forschungsabteilung für selbstfahrende Autos, die Ende 2016 in die Tochterfirma Waymo verwandelt wurde. Waymo beschuldigt den Ex-Manager, im Dezember 2015 14.000 Dokumente mit wertvollen Geschäftsgeheimnissen, insbesondere zu Waymo selbst entwickelter LIDAR-Technik, kopiert zu haben. Außerdem habe er versucht, die Spuren zu verwischen.

Vom vernetzten zum autonomen Auto

Am 14. Jänner 2016 habe sich Levandowski mit Uber-Managern in San Francisco getroffen und Tags darauf eine eigene Firma gegründet. Weitere zwölf Tage später habe er, ohne die Kündigungsfrist einzuhalten, gekündigt. Ab Mai trat Levandowskis neue Firma als Otto auf und widmete sich offiziell der Entwicklung selbstfahrender Lastkraftwagen. In der Folge warb Otto zwei weitere Waymo-Mitarbeiter ab, die ebenfalls Geschäftsgeheimnisse rund um LIDAR mitgenommen haben sollen.

Im Sommer zahlte Google Levandowski mehrere Millionen US-Dollar Abfindung. Kurz darauf gab Uber bekannt, Otto zu übernehmen. Als Kaufpreis wurden damals 680 Millionen Dollar ventiliert – fürwahr ein stattlicher Betrag für ein nur sechs Monate aktives Startup. Ottos Büros in San Francisco wurden zu Ubers Forschungszentrum für selbstfahrende Autos, Levandowski dessen Chef.

Aufgedeckt wurde der Fall laut Klageschrift durch den Fehler eines Lieferanten: Am 13. Dezember 2016 schickte ein nicht genannter LIDAR-Lieferant demnach ein E-Mail an Uber/Otto mit dem Betreff "OTTO FILES". Dabei habe er, wohl irrtümlich, einen Waymo-Mitarbeiter mit auf die Empfängerliste gesetzt. Angehängt war die technische Zeichnung einer Otto-Platine, die Waymos LIDAR-Platine frappant ähneln soll. Deren Design sei unter jenen 14.000 Dokumenten gewesen, die Levandowski ein Jahr zuvor kopiert habe, schreibt Waymo.

Bei weiteren Nachforschungen fand Waymo nach eigenen Angaben ein weiteres belastendes Dokument: Otto habe den Behörden des US-Bundesstaates Nevada von einem "selbst gebauten 64-Laser"-LIDAR berichtet. "Das war das letzte Stück des Puzzles", heißt es in der Klage, "Eine Bestätigung, dass Uber und Otto tatsächlich ein maßgeschneidertes LIDAR mit den Merkmalen Waymos proprietären Systems einsetzen."

Auszug aus Googles LIDAR-Patent US 9,368,936 B1

(Bild: Patentschrift)

Waymo gibt an, hunderte Mitarbeiter hätten Tausende Stunden in die Entwicklung des eigenen LIDAR gesteckt. Uber/Otto verletze drei Patente, Gesetze zum Schutz von Geschäftsgeheimnissen sowie kalifornisches Wettbewerbsrecht. Beklagt sind Uber und dessen Tochterfirmen Ottomotto und Otto Trucking, nicht aber Levandowski persönlich. Begehrt werden ein Geschworenenverfahren und insbesondere Unterlassungsverfügungen, Schadenersatz, Strafschadenersatz und die Feststellung, dass es sich um einen "außergewöhnlichen Fall" handelt.

Eine Reaktion der Beklagten liegt noch nicht vor. Die Vorwürfe sind bislang durch keine öffentlich einsehbaren Dokumente untermauert. In anderen Bereichen haben Alphabet und Uber bislang zusammengearbeitet.

(ds)