SharePoint und Co. bald teurer
Microsofts Serveranwendungen wie SharePoint und Lync tauchen üblicherweise nicht in den Preislisten für Jedermann auf. Trotzdem ist jetzt durchgesickert, dass die Lizenzgebühren im Dezember massiv steigen könnten.
Die Gebühren für die geschäftliche Nutzung von Microsofts Office-Produkten sind im Steigflug. Die jüngsten Anzeichen betreffen die Serverpakete des Office-Systems, die Microsoft vor einigen Wochen in Version 2013 fertiggestellt hat, allen voran SharePoint und Lync. Wie der britische Distributor (Large Account Reseller – LAR) Softcat seinen Kunden avisiert hat, soll der Lync Server 2013, zuständig für Präsenzdienste und Unified Messaging, um nicht weniger als 400 Prozent teurer sein als in der weniger umfangreichen Version 2010. Den zweitgrößten Sprung soll SharePoint mit 38 Prozent Aufschlag machen.
In beiden Fällen begründet Microsoft die Preissteigerung damit, dass die Produkte neuerdings Features von nicht mehr angebotenen teureren Ausgaben der bisherigen Versionen enthalten, zum Beispiel die Fähigkeit zum Betrieb einer Extranet-Site bei SharePoint. Softcat meldet auch für Server- und Client-Pakete von MS Project und für die nur noch verbliebenen Ausgaben Standard und Pro des Zeichenprogramms Visio 2013 Steigerungen zwischen fünf und 15 Prozent. Unterm Strich müssen Kunden jetzt offenbar reichlich Features mitkaufen und bezahlen, die sie früher ausklammern konnten, wenn sie keinen Bedarf daran hatten.
Die Software-Generation 2013 steht Abonnenten seit einigen Wochen auf Microsofts Developer-Network ohne weitere Lizenzkosten zur Verfügung, Unternehmen mit Volumenlizenzen dürften sich ebenfalls schon jetzt mit der neuen Ausgabe versorgen können. Im Zusammenhang mit Volumenlizenzen sind praktisch keine allgemein gültigen Preisangaben zu ermitteln – zu konsequent bauen Hersteller und Distributoren bei diesen Geschäften auf individuelle Verhandlungen und achten darauf, nur ja keine "Standard"-Preise ans Licht der Öffentlichkeit zu lassen. Für die Interessenten einzelner Paketlizenzen dürften die 2013-er Server erstmals in der Dezemberpreisliste auftauchen, die im Einklang mit der bisherigen Praxis erst am 30. November erscheinen soll.
Eine konkrete Bestätigung, dass die fürs Vereinigte Königreich gemeldeten Preiserhöhungen auch in Deutschland eintreten werden, war nirgendwo zu bekommen. Immerhin räumte der IT-Dienstleister Comparex gegenüber heise online ein, "[...] beim Lync Server Standard oder beim SharePoint Server sehen wir prozentual gesehen erhebliche Preiserhöhungen". Holger Pfister, der im Zuge der Übernahme des Microsoft-LAR Datalog den Posten des Lizenzvertriebs-Leiters bei Comparex übernommen hatte, spielte die Äußerung aber gleich herunter mit der Bemerkung, angesichts der Gesamtkosten der Projekte falle dieser Anstieg nicht ins Gewicht.
Die (Nicht-)Ankündigungspolitik seitens Microsoft macht das Geschäft schwer kalkulierbar für zahlreiche Distributionspartner, die sich genau wie ihre Endkunden durch neue Preislisten vor vollendete Tatsachen gestellt sehen. Bei den schwergewichtigen Partnern blüht dagegen der Weizen: "Einer pro-aktiven Beratung in Sachen Vertragsgestaltung kommt daher eine enorme Bedeutung zu", erklärt Pfister und ergänzt: "Zudem haben Kunden die Möglichkeiten, sich die alten Preise noch für längere Zeit über das Enterprise Agreement (EA) zu sichern."
Schon länger ist bekannt, dass Microsoft auch bei den Gebühren für Client-Zugriffslizenzen neu zulangt, zumindest bei der Kalkulation je Benutzer. Die Begründung dafür lautet, dass Benutzer heute typischerweise mehr Geräte mit ihrer Lizenz nutzen als früher. Die Zugriffslizenzen auf Basis von Geräten statt Benutzern sind im Preis unverändert. Selbst die bisher gleichzeitig auf drei Geräten nutzbaren Home-and-Student-Office-Pakete werden teurer, weil man sie ab Version 2013 nur noch auf je einem Gerät legal nutzen kann.
All dies passt ins Bild, dass der Redmonder Riese seine Kundschaft auf Biegen und Brechen zum Umstieg auf die Mietlösungen Office 365 bewegen will. Deren Geschäftsmodell sichert dem Anbieter ähnlich wie die ungeliebte Software Assurance für Gewerbekunden jährliche Einnahmen, auch wenn die Anwender nicht jeden Versionswechsel mitmachen. (hps)