Sicherheit im Sands in Singapur – eine staubige Geschichte
Das neu eröffnete Marina Bay Sands Casino in Singapur setzt in puncto Sicherheit auf Videoüberwachung und TETRA-Kommunikation. Ein Bericht vom Gang über eine Baustelle.
Vierzig Meter über den Spieltischen schwebt ein riesiger Kandelaber, knapp siebeneinhalb Tonnen schwer. 132.000 Swarovski-Kristalle sind verbaut, dazu 66.000 LEDs, die ihn zum Funkeln bringen – eine Spezialanfertigung aus Korea, wie unsere Führerin stolz verkündet. Das Monstrum erleuchtet und überwacht ein Areal von 600 Spieltischen im neu eröffneten Marina Bay Sands Casino in Singapur, das das sicherste Spielcasino der Welt sein soll. Eine Kohorte von Kameras überwacht allein den Casinobereich, zu dem 1500 Spielautomaten in den umliegenden Stockwerken gehören. Sie spielen in einem eigenen Intranet den Jackpot des Tages aus. Etwa 30 Antennen sorgen im Casino dafür, das bester Telefonempfang gewährleistet ist – auch für die Sicherheitskräfte, denn GSM und der Sicherheitsfunk nach dem TETRA-Standard werden über Dual-Use-Antennen bedient. Das hat den Vorteil, dass GSM im Notfall ausgeschaltet werden kann und TETRA mehr Bandbreite bekommt: 1000 Handfunkgeräte sind bei den Sicherheitskräften seit der Eröffung des Sands am 27. April 2010 rund um die Uhr im Einsatz, 400 Geräte hat man bei Motorola nachgeordert, weil der Bedarf größer ist als ursprünglich geplant. Sicherheit ist das oberste Gebot.
Marina Bay Sands (5 Bilder)
Marina Bay Sands
Vorausgesetzt, dass Strom da ist: Wie Matthew Lamb, der Sicherheitschef des Marina Bay Sands auf dem TETRA World Congress berichtet, kämpft der riesige Gebäudekomplex noch mit Stromproblemen und dementsprechend mit Backup-Prozeduren. Vor Ort mit der Meute von Journalisten, die Motorola eingeflogen hat, stolpern wir mit der Führerin über eine Großbaustelle, in der Fahrstühle schon mal kein Licht haben und überall gebohrt und geschweißt wird. Bis das Sands wirklich einmal wie geplant 53.000 Besucher am Tag bedienen kann, bis all die Theater, Museen und Wasserspiele in Betrieb sind, wird einige Zeit vergehen. Immerhin, das drittgrößte Casino der Welt funktioniert und sammelt Geld ein. Auch die drei Hoteltürme sind größtenteils geöffnet, von 2560 Zimmern sind etwa 2500 fertig geworden. Da Lärm und Behinderungen nicht ausgeschlossen sind, gilt ein Schnäppchenpreis von umgerechnet 200 Euro die Nacht. In 200 Metern Höhe hat der Architekt Moshe Safdie eine Art Surfbrett über die drei Türme gelegt, den noch nicht zugänglichen Sands Sky Park mit 250 Bäumen und einem 150 Meter langen "Infinity"-Pool. Eifrig rechnet der Journalisten-Trupp herum, der Leserservice ist angesagt: 12.400 qm, das sind drei Fussballfelder oder viereinhalb A380, der Singapur-Flieger schlechthin.
Zur Sicherheit gehört, dass die Videoüberwachung auch in den gekrümmten Hotelgängen funktioniert. Doch niemand kann 55 Stockwerke in drei Türmen wie in einem Panoptikum von Bentham im Auge behalten. Intelligente Videoanalyse ist vorgeschaltet, die torkelnde Gäste im Hotel oder Casino erkennt oder den Operator um Aufmerksamkeit anblinkt, weil laute Stimmen als "Agressivität" gemeldet werden. Ob das funktionieren wird, muss die Zukunft zeigen, denn Feiern ist ein Teil des Business Plans: Im Sands Convention Center entsteht derzeit der größte Festsaal Asiens, der eine Hochzeitsgesellschaft mit 6.600 Gästen beherbergen kann, wie unsere Führerin anmerkt. Wir Journalisten stolpern derweil in eine Geburstagsfeier von Microsoft, die unter dem Stichwort "The Future of Productivity" den 20. Jahrestag der Niederlassung in Singapur feiert, komplett mit der Endausscheidung für den Imagine Cup 2010. Den von 2009 hat bekanntlich Südkorea mit einer Käferlarvenzucht für das hungrige Nordkorea gewonnen. Der Konflikt zwischen beiden Ländern ist das politische Thema im Stadtstaat schlechthin.
Die Arbeiter auf der Großbaustelle kommen aus dem benachbarten Malaysia, genau wie die Sicherheitstechnik, die Motorola in Penang fertigt. Die Firma gewann die Ausschreibung des Betreibers, die technikoffen konzipiert war. TETRA, Tetrapol und P25-Systeme konnten sich gleichermaßen bewerben. Neben dem Preis und der Bedienungsfreundlichkeit der Funkgeräte war der Langzeitsupport nach der Aussage von Matthew Lamb das wichtigste Kriterium. Den Zuschlag für das 5,5 Milliarden US-Dollar teure Marina Bay Sands gewann übrigens eine Investorengruppe um Sheldon Adelson und seiner Las Vegas Sands Corporation. Adelson hatte mit seiner Interface Group genannten Firma über Jahrzehnte die Computermesse Comdex in Las Vegas veransstaltet und "Bill Gates groß gemacht", wie es zur Eröffnung des Hotels in Singapur hieß. Aus den Gewinnen der Computershow kaufte Adelson das wunderschöne Casino Sands, in dem das Rat Pack gastierte und logierte. Es wurde abgerissen und durch die Erlebniswelt des Venetian ersetzt.
(Disclaimer: Dieser Artikel ist während einer von Motorola finanzierten Pressereise europäischer Journalisten entstanden.) /
(jk)