Siemens von Flaute und Preisverfall gebremst

Im den Siemens-Mobilfunk- und Netzwerkbereichen stehen 6100 Jobs auf der Kippe.

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Von
  • Egbert Meyer

Die Flaute auf dem Telekommunikationsmarkt und der Preisverfall bei Speicher-Chips haben das Wachstum des Siemens-Konzerns gebremst. Unter Berücksichtigung des Halbleiterkonzerns Infineon sei der Gewinn nach Steuern in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres 2000/2001 um neun Prozent auf 1,356 Milliarden Euro (2,65 Milliarden Mark) gestiegen, sagte Siemens-Chef Heinrich von Pierer heute in Budapest. Im zweiten Quartal sei das Ergebnis jedoch um 11 Prozent auf 578 Millionen Euro zurückgegangen. Siemens werde daher noch mehr Stellen als ursprünglich geplant abbauen. Im Mobilfunkbereich und im Arbeitsbereich Netzwerke sollen insgesamt 6100 Arbeitsplätze wegfallen.

"Insgesamt haben wir die Marktturbulenzen gut überstanden", sagte Pierer. Ohne Berücksichtigung der Infineon-Zahlen habe Siemens seine Prognose eingehalten, beim Gewinn stärker als in der Umsatzentwicklung zuzulegen. So habe nach dieser Rechnung das Ergebnis nach Steuern im ersten Halbjahr um 17 Prozent auf 1,141 Milliarden Euro zulegen können, die Umsätze seien um 15 Prozent auf 38,3 Milliarden Euro gestiegen. Eine Prognose für das laufende Geschäftsjahr wollte der Siemens-Chef nicht abgeben.

Sorgenkind des Konzern sei derzeit das Arbeitsgebiet Information and Communication Mobile (ICM). Der Preisverfall auf dem Mobiltelefonmarkt belastet das Ergebnis des Bereichs Information and Communication Mobile (ICM). Zwar habe sich die Zahl der verkauften Handys im Jahresvergleich deutlich erhöht, nach einem guten ersten Quartal mit 9,3 Millionen verkauften Stück sei das Volumen im zweiten Quartal jedoch rückläufig gewesen. In diesem Zeitraum habe ICM einen Verlust von 143 Millionen Euro eingefahren. Bei den Marktanteilen liege Siemens im internationalen Vergleich mittlerweile jedoch vor dem angeschlagenen schwedischen Konkurrenten Ericsson auf Platz drei.

Auch der Bereich Unternehmensnetzwerke (ICN) habe mit rückläufigen Ertragszahlen zu kämpfen, sagte Pierer. Die Firmenkunden seien immer weniger bereit, in den Aufbau ihrer internen Netzwerke zu investieren. Das Ergebnis vor Zinsen, Ertragssteuern und Goodwillabschreibungen in Höhe 50 Millionen Euro im zweiten Quartal sei "nicht zufrieden stellend". Der Siemens-Chef kündigte in diesem Bereich den Abbau von weltweit 3500 Arbeitsplätzen bis Ende September an, allein in Deutschland sollen rund 1400 Arbeitsplätze betroffen sein. Bei IC Mobile sollen im selben Zeitraum 2600 befristete Arbeitsverträge nicht verlängert werden, das entspricht knapp einem Drittel aller Arbeitsplätze in diesem Bereich.

Mit Blick auf Infineon, an dem Siemens derzeit noch 71 Prozent hält, sagte Pierer, der Konzern werde sich in Kürze von weiteren 15 Prozent seiner Anteile an dem Halbleiterunternehmen trennen. Im Laufe des dritten Quartals sollen 94 Millionen Aktien an den nicht in der Konzern-Bilanz aufgeführten Pensions-Fonds Siemens Pension Trust übertragen werden.

Unter anderem wegen Infineon hatte Siemens kurz nach dem Start an der New Yorker Börse Mitte März seine Gewinnerwartung für das laufende Geschäftsjahr dämpfen müssen. Am Dienstag hatte der Halbleiterkonzern einen Gewinneinbruch bekannt gegeben. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) war auf Grund des schwachen Handy-Marktes und des Preisverfalls bei Speicherchips von 253 auf 10 Millionen Euro eingebrochen. (em)