Silence – The Whispered World: Zauberhaftes für Adventure-Freunde
Mehrere Jahre Entwicklungszeit sind in den "The Whispered World"-Nachfolger "Silence" geflossen. Handgezeichnete Hintergründe und liebevoll gestaltete Akteure verwöhnen Liebhaber klassischer Grafik-Adventures.
Daedalics "The Whispered World" aus dem Jahr 2009 ist als besonders schönes Adventure im Gedächtnis geblieben. Sieben Jahre später präsentiert das Team um Autor Marco Hüllen und Projektmanager Ralf Kessler einen Nachfolger mit neuen Hauptfiguren und einer eigenständigen Geschichte.
Der Spieler lernt zu Beginn den jungen Noah und seine kleine Schwester Renie kennen, deren Stadt von Bombenflugzeugen angegriffen wird. Sie fliehen in einen Bunker und überleben dort den explosiven Angriff. Der Spieler kann sich in den folgenden Minuten mit den Figuren vertraut machen und einfache Aufgaben meistern. So muss Noah die verängstigte Renie aufheitern, wozu er mit Bällen jongliert und sich verkleidet. Renies Kommentare liefern Hinweise darauf, was der Spieler unternehmen muss.
In der auf der Gamescom präsentierten Demo fehlt noch die erzählerische Überleitung zur Märchenwelt Silence, in der die beiden Helden sich anschließend wiederfinden. Die Macher zeigen die ersten Schritte, die Noah und Renie hier unternehmen. So muss sich Noah vor einem Phantom-förmigen "Sucher" verstecken, was im Falle einer unbekümmerten Fehlentscheidung zum Tod des Helden führt. Der Spielstand wird in kurzen Abständen gesichert, die Spielweise bleibt Adventure-typisch und verlangt nur gelegentlich vom Spieler, dass er den Analog-Stick des Gamepads nach rechts drückt, um etwa eine Steinplatte zur Seite zu schieben.
Mut zum Niedlichen
Die 2D-Hintergründe sind handgezeichnet und sehen hübsch aus, die davor agierenden Figuren sind als 3D-Objekte gestaltet und so eingepasst, dass kein visueller Bruch entsteht. Dadurch wirken Mimik und Gestik lebendig. Das kulleräugige Design von Noah, Renie und der gleichfalls spielbaren Raupe erscheint ausgesprochen gelungen. Die Entwickler haben eine Kamera-Regie ins Spiel integriert, so dass die Perspektive häufig wechselt, passend zur Story-Dramaturgie. Dadurch mussten die Grafiker die Kulissen allerdings zigfach an die veränderte Ansicht anpassen, was laut Kessler eine Menge Zeit gekostet und die Fertigstellung des Spiels verzögert hat.
Der Spieler trift Entscheidungen, die sich zwar auf den näheren Handlungsverlauf auswirken, jedoch keine grundlegenden Wendungen in der Geschichte verursachen. Ein Inventar nach klassischem Muster gibt es nicht, vielmehr wird in jeder Szene der Name des gesuchten Objekts eingeblendet. So ist der Spieler stets darüber im Bilde, welche Aufgabe er als nächste erledigen muss. Türen öffnen sich automatisch, sobald man den Schlüssel eingesteckt hat. Die Entwickler betonen, dieser Komfort beim Rätsellösen komme dem Spielfluss zugute. Zudem werden die Nerven des Spielers geschont: Das Abenteuer dauert rund zehn Stunden, die aber durch Spielhandlung gefüllt sind. Zeitraubende Kombiniere-dies-mit-jenem-Aktionen sollen dem Spieler erspart bleiben. Der Eindruck, der beim Spielen der Demo aufkommt, ist: niedlich, stimmungsvoll, mit anrührender Story. Ob die Aufgaben nicht allzu einsteigerfreundlich geraten sind? Aber im späteren Spielverlauf sollen schwierigere Rätsel auftauchen. Dabei wird man die Raupe steuern, die ihre Gestalt ändern kann, um etwa enge Gänge zu passieren.
Daedalic will "Silence – The Whispered World" am 15. November 2016 als Digital-Download für Windows, Linux, Mac sowie PS4 und Xbox One veröffentlichen. Die Windows-Version wird zusätzlich als Box im Handel erhältlich sein. Die USK wird das Spiel voraussichtlich "ab 12" einstufen. Den Entwicklern zufolge sollen auch jene Spieler, die den Vorgänger nicht kennen, der Handlung ohne Probleme folgen können. (psz)