Silk-Road-Prozess: Verteidigung beschuldigt Mt.-Gox-Chef Karpeles

Eine überraschende Wendung im Prozess gegen den mutmaßlichen Silk-Road-Betreiber: Die Verteidigung behauptet, dass Mark Karpeles, Chef der insolventen Bitcoin-Börse Mt. Gox, der eigentliche Strippenzieher des Drogenmarktplatzes gewesen sei.

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Hammer auf Richterbank

(Bild: dpa, Uli Deck)

Lesezeit: 3 Min.

Im Prozess um den geschlossenen Drogenmarktplatz Silk Road hat die Verteidigung des Angeklagten Ross U. eine überraschende Anschuldigung ausgesprochen: Mark Karpeles, Chef der untergegangenen Bitcoin-Börse Mt. Gox, soll der eigentliche Kopf hinter der Silk Road gewesen sein. Zeugenaussagen eines Fahnders vom Department of Homeland Security (DHS) würden dies belegen. Karpeles wies diese Darstellung zurück.

Die Verteidigung behauptet demnach laut US-Berichten, Karpeles habe von 2011 bis 2013 im Hintergrund die Strippen in der illegalen Plattform gezogen; einer seiner Vertrauten, ein kanadischer Informatiker, habe derweil unter dem Pseudonym "Dread Pirate Roberts“ als Betreiber der Silk Road agiert. Bereits zum Prozessauftakt Anfang der Woche hatte der Angeklagte Ross U. seine Unschuld beteuert. Er habe zwar den Marktplatz erfunden und aufgebaut, sei dann aber ausgestiegen und habe das Ruder an eine andere Person übergeben, die dann das Pseudonym "Dread Pirate Roberts" angenommen habe.

Der DHS-Beamte sagte laut dem Onlinemagazin Daily Dot aus, dass er Karpeles bei seinen zwei Jahre dauernden Ermittlungen als Silk-Road-Macher in Verdacht hatte. So habe es zahlreiche Indizien gegeben, etwa die Registrierung einer Domain Silkroadmarket.org durch Mutum Sigilum, der US-Niederlassung von Karpeles Bitcoin-Börse. Zugleich schränkte er aber ein, dass die Ermittlungen noch weiter hätten laufen müssen, um die Verdachtsmomente zu verdichten und etwa eine Verhaftung zu rechtfertigen. Im Mai 2013 hatte das DHS im Rahmen dieser und separater Ermittlungen gegen Karpeles Konten von Mutum Sigillum – der US-Niederlassung von Mt. Gox – eingefroren.

Mark Karpeles wies die Anschuldigungen via Twitter zurück

(Bild: Screenshot)

Bei einem darauf folgenden Treffen von Ermittlern und Anwälten von Karpeles hätten diese das Thema Silk Road aufgebracht und einen Deal vorgeschlagen: Karpeles sei bereit, den mutmaßlichen Betreiber der Plattform ans Messer zu liefern, wenn im Gegenzug Vorwürfe gegen ihn fallengelassen würden. Die Verteidigung von Ross U. behauptet nun, dass ihr Mandant zu diesem Zeitpunkt angelockt wurde, wieder bei der Silk Road einzusteigen – als nichtsahnender Strohmann.

Mark Karpeles hat die Anschuldigung zurückgewiesen. „Es wird vielleicht enttäuschend für euch sein, aber ich bin nicht und war auch nie der Dread Pirate Roberts“, erklärte er über seinen Twitter-Account. Gegenüber Ars Technica führte er aus, keine Verbindung mit der Silk Road gehabt zu haben. Die fragliche Domain habe ein Kunde seines Hosting-Services Kalyhost.com registriert. Auf die Frage nach einem Deal zwischen seinen Anwälten und Ermittlern wollte er nicht ins Detail gehen. Es habe Zusammenarbeit mit Ermittlern gegeben, Ross U. sei ihm jedoch nicht bekannt gewesen.

Laut einem Bericht von Le Monde ist Karpeles bereits vorbestraft: 2010 wurde der zuvor nach Japan ausgewanderte Franzose in Abwesenheit zu einer Haftstrafe wegen Betrugs verurteilt. Die Untersuchungen zur Insolvenz seiner Börse Mt. Gox deuten laut Berichten darauf, dass die Plattform nicht durch einen Hack, sondern eine Insidertat große Mengen an Bitcoins einbüßte. Ob die ermittelnde Tokioter Polizei Karpeles dabei als Verdächtigen im Visier hat, ist nicht bekannt. (axk)