Städte gegen Park-Apps: "räuberischer Privatmarkt für öffentlichen Raum"
Zahlreiche Apps wollen Autofahrern helfen, Parkplätze zu finden – und an ihnen zu verdienen. Erste Städte wehren sich bereits gegen die in ihren Augen unzulässige Vermarktung von öffentlichem Raum.
Die Parkplatzsuche macht in einigen Vierteln rund ein Drittel des Autoverkehrs aus. Städte wie San Francisco, Pisa, Barcelona und Braunschweig wollen das Problem mit kommunizierenden Parkplätzen lösen, berichtet Technology Review in seiner November-Ausgabe (seit Donnerstag am Kiosk oder online bestellbar). Sensoren im Asphalt sollen freie Stellplätze ins Netz posten.
Das Start-up SchlauerParken geht sogar noch weiter: Es will mit Kameras auch die Größe eines Parkplatzes erfassen. Doch in beiden Fällen muss die Kommune in teure Infrastruktur investieren. Als Alternativen kursieren Apps wie Ampido, ParkNav, MonkeyParking, Park2gether, Parkonaut, ParkTag oder ParkU. Sie setzen darauf, dass Nutzer selbst freie Parkplätze melden. Das ist zwar günstiger, für die Nutzer aber meist auch umständlicher.
Das italienische Start-up MonkeyParking gehört zu den Firmen, die die Parkplatzsuche kommerzialisieren wollen. Wer in San Francisco einen Parkplatz freimachte, konnte ihn per App meistbietend versteigern. Typischerweise fiel der Hammer bei fünf bis sieben Dollar. MonkeyParking erhielt davon 20 Prozent. So viel nackter Kapitalismus war selbst in San Francisco nicht jedem geheuer. "Technik hat uns viele lobenswerte Innovationen beschert", sagte Dennis Herrera, Staatsanwalt der Stadt. "MonkeyParking gehört nicht dazu. Es ist illegal und schafft einen räuberischen Privatmarkt für öffentlichen Parkraum."
MonkeyParking-Gründer Paolo Dobrowolny findet die Vorwürfe unfair: "Jeder beschwert sich über die Parkplatzsituation", sagte er zur "LA Weekly": "Wir dachten, wir könnten der Stadt und den Bürgern mit einem neuen Ansatz helfen." Außerdem würde MonkeyParking keinen öffentlichen Raum vermarkten, sondern lediglich Informationen darüber. Nun will es Dobrowolny in Santa Monica erneut versuchen. Seine Lehre aus der Schlappe in San Francisco: Er will die Stadt nun an den Einnahmen beteiligen.
Mehr zum Thema in Technology Review online:
(bsc)