Startprobleme für private Raumtransporter

Der US-Kongress hat das Budget für die Entwicklung eines kommerziell betriebenen Raumtransport-Systems drastisch zusammengestrichen. Die Unternehmen, die ein Nachfolgemodell für das Space Shuttle entwickeln sollen, haben zudem mit technischen Problemen zu kämpfen, berichtet Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe.

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Der US-Kongress hat das Budget für die Entwicklung eines kommerziell betriebenen Raumtransport-Systems drastisch zusammengestrichen. Die Unternehmen, die ein Nachfolgemodell für das Space Shuttle entwickeln sollen, haben zudem mit technischen Problemen zu kämpfen, berichtet Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe 8/2010 .

Die Industrie für den ISS-Pendelverkehr einzuspannen, war eine der wesentlichen Empfehlungen des so genannten Augustine-Komitees gewesen, das im vergangenen Jahr das bemannte Raumfahrtprogramm der NASA einer kritischen Revision unterzogen hatte. Vor sechs Monaten hatte die Obama-Regierung dazu einen Budget-Entwurf vorgelegt, der bis 2015 sechs Milliarden Dollar vorsieht, um die Entwicklung privater Raketensysteme zu unterstützen. Der Plan stieß jedoch von Anfang an auf heftigen politischen Widerstand.

Die Kongress-Vorschläge, die nun auf dem Tisch liegen , stutzen diesen Betrag drastisch zusammen: Des Handelsausschusses des US-Senats hatte am 15. Juli zwar das Gesetz über die NASA-Finanzierung für 2011 bis 2013 gebilligt – für die kommerzielle bemannte Raumfahrt gibt der Ausschuss in diesem Zeitraum aber nur 1,3 Milliarden Dollar frei statt der von der Obama-Regierung geforderten 3,3 Milliarden. Der Ausschuss für Wissenschaft und Technik im US-Repräsentantenhaus, der über das Gesetz eine Woche später beriet, will noch weniger bewilligen: 150 Millionen Dollar in den kommenden drei Jahren für die Entwicklung neuer Transportsysteme selbst und 300 Millionen Dollar für Kreditbürgschaften, damit die privaten Raumfahrtfirmen sich anderswo eine Finanzierung besorgen können.

Zwei von der NASA stark favorisierten Unternehmen sollten vordringlich einen Ersatz für die demnächst außer Dienst gestellten Space Shuttles bereitstellen: Bei SpaceX hat die Nasa für 1,6 Milliarden Dollar zwölf Versorgungsflüge zur ISS in Auftrag gegeben, 133 Millionen pro Flug. Orbital Sciences erhält für acht Versorgungsflüge sogar 1,9 Milliarden Dollar.

Doch SpaceX, der bei weitem günstigste Anbieter, kämpft mit technischen Schwierigkeiten. Das Unternehmen, gegründet 2002 von Elon Musk, dem Co-Erfinder des Internet-Bezahlsystems PayPal, entwickelt weitgehend in Eigenregie eine Orbitalrakete unter dem Namen „Falcon“. Die erste Raketenstufe soll nach ihrem Ausbrennen geborgen und wiederverwendet werden – wie genau das funktionieren soll, darüber schweigt sich das Unternehmen aus. Auch das von SpaceX entwickelte „Dragon“-Raumschiff soll mit Fallschirmen zurück auf die Erde schweben und vollständig wiederverwendbar sein. Die Falcon 9 absolvierte ihren ersten Flug Anfang Juni zwar erfolgreich, doch aus dem Recycling der ersten Stufe wurde nichts – sie verglühte beim Wiedereintritt in die Atmosphäre. SpaceX-Chef Elon Musk ließ offen, wie das Problem gelöst werden könnte. Drei Falcon-9-Testflüge mit einer Dragon-Kapsel sollten zudem noch bis Jahresende stattfinden; beim dritten Flug muss die Kapsel an die ISS ankoppeln. Doch kürzlich verschob SpaceX zwei Flüge auf 2011.

Orbital Sciences entwickelt seit 2008 die „Taurus-II“-Rakete und den „Cygnus“-Raumtransporter. Beide Komponenten sind Weiterentwicklungen bereits flugerprobter Hardware – Taurus basiert auf abgerüsteten Interkontinentalraketen, die zylindrische Cygnus-Kapsel ist eine verkleinerte Version eines Frachtcontainers, den die Nasa in der Ladebucht des Space Shuttles einsetzt. Cygnus soll zwei Tonnen Nutzlast zur ISS bringen können. Ein erster Test für Cygnus und Taurus-II ist für Mitte 2011 geplant. (wst)