Streit um Hoheit über MPLS-Standard

Die Internet Engineering Task Force (IETF) und die International Telecommunication Union (ITU) streiten sich über die weitere Entwicklung des Standards für Multiprotocol Label Switching.

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Von
  • Monika Ermert

Die Internet Engineering Task Force (IETF) und die International Telecommunication Union (ITU) streiten sich über die weitere Entwicklung des Standards für Multiprotocol Label Switching (MPLS) zur Datenübertragung. Nachdem sich in einer Abstimmung am Freitag die ITU-Mitgliedsstaaten für eine hausgemachte MPLS-Erweiterung (MPLS OAM) ausgesprochen haben, befürchtet die IETF eine Beeinträchtigung des Datenflusses in den Netzen. Mit der Auseinanderentwicklung der beiden MPLS-Varianten würden inkompatible Produkte entstehen. MPLS wird von Netzbetreibern etwa beim Aufbau von Virtual Private Networks (VPN) genutzt.

Die ITU-Arbeitsgruppe habe grünes Licht für die hausgemachte Standarderweiterung gegeben, weil die IETF die Weiterentwicklung des Standards nicht zügig vorangetrieben habe, sagten Huub van Helvoort, Berichterstatter in der ITU Study Group 15 MPLS OAM, und ITU-Sprecher Toby Johnson. Eine Design-Gruppe, die Anforderungen der ITU-Mitglieder integrieren sollte, sei geschlossen worden und erst jetzt, viel später als zugesagt, liege der erweiterte Standardvorschlag MPLS-TP für letzte Stellungnahmen vor. Für die angebliche Inkompatibiltät gebe es keine Belege.

Patrik Fälström, Verbindungsmann der IETF zur ITU, sagte hingegen, es habe keine Zeitabsprachen für die geplante Erweiterung MPLS-TP gegeben. Die Arbeit des Design-Teams sei wie in der IETF üblich in einer normalen Arbeitsgruppe fortgeführt worden. Die IETF sei dafür, dass zwei Standards, die sich stark überschneiden, von einer einzigen Standardisierungsorganisation verwaltet werden sollen. Genau darauf hätten sich ITU und IETF mit der Etablierung eines Joint Working Teams (JWT) geeinigt. Die IETF werde MPLS und MPLS-TP wie geplant weiterentwickeln. Wie nach der nun eine inkompatible Entwicklung vermieden werden könne, sei offen.

Die Entscheidung für eine offene Konfrontation mit der IETF war offenbar auch in der ITU nicht unumstritten – erstmals in der Geschichte der Standardisierungsarbeit wurde die Entscheidung per Abstimmung anstelle des normalerweise üblichen Konsens gefällt. Beobachter schätzen, dass es bei dem Streit auch um einen Schlagabtausch unterschiedlicher Hersteller geht. Auf der einen Seite stehen laut Beobachtern unter anderem Cisco und Ericsson. Auf der anderen Seite stehen Unternehmen wie Huawei und Alcatel-Lucent, sowie weitere asiatische Unternehmen. (anw)